Meine Kritik des Fortschritt-Glaubens
(Der text ist noch nicht beendet und muss noch weiter formatiert werden.)
Diese Kritik spielt eine große Rolle auf meiner Homepage.
Ich unterscheide dabei:
1 Kaum echter Fortschritt in den Wissenschaften
2 Fortschritt in der Technik – aber Rückschritt bei den Lebensumständen
4 Rückschritt in der politischen und gesellschaftlichen Kultur
5 Rückschritt in der Kunst
0 Einführung
Ich habe zur Erklärung, warum ich (wenigstens über viele Monate) nur wenig auf der Homepage geschrieben habe, auch damit begründet, dass es immer weniger Fortschritt gibt, über den es zu berichten lohnt. Allerdings kann man den Mangel an echten Fortschritt bzw. andererseits Rückschritt auch selbst zu Thema machen – gerade im Kontrast zu einem Fortschritts-Glauben.
Der Fortschritt-Glaube geht davon aus, dass die Menschheit sich in einer ständigen Aufwärtsentwicklung befindet, dass das Leben sich immer weiter zum Besseren wendet, insbesondere durch eine immer weiter entwickelte Technik und Wissenschaft.
Eine Kritik am Fortschritts-Glauben ist natürlich nicht neu, sondern wurde schon vielfach in der Geschichte thematisiert. Z. B. angesichts der Ausbeutung von Menschen in der industriellen Revolution, angesichts der Schrecken durch die Atombombenabwürfe der USA im zweiten Weltkrieg oder angesichts der Umweltverschmutzung. Vor allem in dem berühmten Buch „Dialektik der Aufklärung“ von Adorno und Horkheimer findet sich eine fundierte Kritik der Fortschritts-Ideologie.
Daneben gibt es auch eine Gegenbewegung: die Nostalgie. Man glaubt „früher war alles besser“, träumt von der „guten alten Zeit“. Und sieht in der Moderne den „Untergang des Abendlandes“. Das ist definitiv nicht mein Ansatz. Ich sehe durchaus die positiven Fortschritte unserer Zeit, aber ich sehe auch nüchtern, ohne Schönfärberei, die Schattenseiten, und benenne die klar.
Die Frage ist natürlich grundsätzlich: Wie bestimmt man Fortschritt bzw. Rückschritt? Das ist sicherlich teilweise subjektiv. Ich würde (vorläufig) bestimmen:
Fortschritt ist
- eine Zunahme an Erkenntnis und Intelligenz
- eine Zunahme an psychischer Gesundheit und Wohlbefinden
- eine Zunahme an Toleranz und Friedensbereitschaft
- eine Zunahme an sozialer Gerechtigkeit und weltweitem Wohlstand
- eine Zunahme an Moralität (allerdings keine verengte, spießige, irrationale Moral wie z.B. bei der „Politischen Korrektheit“)
Rückschritt ist entsprechend jeweils das Gegenteil. Natürlich könnte man auch noch weitere Parameter heranziehen, z. B. eine Zunahme der Lebenszeit.
Üblicherweise wird Fortschritt oft mit technischem Fortschritt quasi gleichgesetzt; das mache ich nicht, denn ich werde in diesem Essay ausführlich begründen, warum technische Weiterentwicklungen insgesamt oft eher zu einem Rückschritt führen.
Ich denke, dass ich durchaus Neues zu dem Thema Fortschritt versus Rückschritt beitragen kann bzw. auf der Homepage beigetragen habe, und eben auch einem aktuellen Stand. Vor allem, da es heute, nach einer längeren Zeit mit größerer Technik-Skepsis, mit KI wieder einen neu erwachten naiven Glauben an eine lineare Aufwärtsentwicklung gibt, an ein „Alles ist erreichbar“.
Dabei will ich nicht bezweifeln, dass es in der Menschheitsgeschichte in vielen Bereichen große Fortschritte gegeben hat, sondern worum es mir geht, ist ob es heute bzw. in der letzten Vergangenheit Fortschritt gab und welcher Fortschritt für demnächst zu erwarten ist.
1 Kaum echter Fortschritt in den Wissenschaften
1-1 Kaum Fortschritt in den analytischen Wissenschaften
Analytische Wissenschaften sind vor allem Logik und Mathematik. Diese Wissenschaften können schon per Definition nichts Neues über die Erfahrungswelt aussagen, weil das nicht ihr Thema ist. Allerdings lassen sich ihre Regeln und auf die empirische Welt anwenden.
Aber grundsätzlich ist es so, dass in der Logik primär logische Schlüsse formuliert werden, bei denen im Schlusssatz nur die Information erhalten ist, die in den Prämissen schon (implizit) vorhanden ist. Und bei mathematischen Gleichungen geht es im Grunde nur um Umformungen, auch ohne echten (empirischen) Erkenntnisgewinn. Das sind also streng genommen keine Verfahren, bei denen eine neue Information gewonnen wird.
Anders als bei der synthetischen Erkenntnis, wo etwas hinzugefügt wird, arbeitet die analytische Erkenntnis mit Zerlegung. Man zerlegt z. B. den Schlusssatz eines Schlusses und erkennt dadurch, dass die Information der Prämissen bereits enthalten ist – und daher ist der Schlusssatz auch mit Sicherheit folgerichtig (ob er auch empirisch wahr ist, hängt davon ab, ob die Prämissen empirisch wahr sind).
Dennoch ist natürlich ein Fortschritt möglich. Ehrlich gesagt, kenne ich mich in der Mathematik zu wenig aus, um Fortschritte genau zu beurteilen. In der Logik habe ich selbst mit meinem Ansatz einer Integralen Logik erheblich zum Fortschritt in der Logik beigetragen. Aber es gibt sonst wenig echten Fortschritt.
Die meisten Logiker befassen sich mit syntaktischen Spielereien, die wenig mit dem Wesen der Logik zu tun haben. Es ist eine Art Überformalisierung, eine Formelwut, ein Formalisieren in symbolischen Sprachen um seiner selbst willen, was mehr schadet als nutzt.
Schon Popper kritisierte in seinem Buch „Logik der Forschung“: „In unserem nachrationalistischen Zeitalter werden immer mehr Bücher in Symbolsprachen geschrieben, und es wird immer schwerer zu verstehen wozu: worum es überhaupt geht und warum es nötig oder von Vorteil sein soll, sich durch Bände von in Symbolismen gehüllten Trivialitäten langweilen zu lassen. Es scheint fast, als würde der Symbolismus zu einem Wert an sich …“
Natürlich kann man auf KI verweisen, dass Logik zusammen mit neuen Programmiersprachen hier für ständigen Fortschritt sorgt. Aber auch bei KI werden keine grundsätzlichen neuen Erkenntnisse gewonnen (obwohl es von außen so scheinen mag). Es ist mehr eine Fleißarbeit, eine immer komplizierte bzw. komplexere Anwendung von bekannten Regeln der Programmierung.
1-2 Kaum Fortschritt in den empirischen Wissenschaften
Anders als in bei analytischen Wissenschaften kann man zunächst sagen, dass bei den empirischen, synthetischen Wissenschaften unser Wissen immer weiter anwächst; es wird ja geradezu betont, dass für unsere Zeit der enorme Wissenszuwachs typisch ist. Das ist einerseits wahr, andererseits aber doch nicht.
Es geht im wesentlich um eine Zunahme an Einzelwissen, aber die wirklich großen Entdeckungen und Erkenntnisse liegen lange zurück. Ich bringe hier nur einige ausgesuchte Beispiele, natürlich könnte ich das viel weiter ausführen. Z. B.:
- Relativitätstheorie
Seit Jahrzehnten gibt es in der Physik keine neue Theorie, die auch nur annähernd so bedeutend ist wie die Relativitätstheorie Einsteins. Sicher, man hat teils erfolgreich versucht, neue Beweise dafür zu finden, aber die sind doch im Vergleich zur Theorie selbst unbedeutend. Und vieles in der Physik, ob etwa noch ein neues Elementarteilchen gefunden wird, ist für das Gesamtverständnis der Welt letztlich belanglos, manches in der modernen Physik mutet eher exotisch oder fast esoterisch an. (Das gilt ähnlich wie für die Relativitätstheorie auch für die Quantentheorie.)
- Evolutionstheorie
Die Evolutionstheorie (insbesondere von Darwin) ist immer noch unerreicht. Sicher es hat Modifikationen gegeben, wie z.B. die Epigenetik; die zeigt, dass – anders als in der klassischen Evolutionstheorie – doch Umwelteinflüsse sich auf das Erbgut auswirken, in der Weise, wie Gene abgelesen, also aktiviert werden. Aber ähnliche Gedanken hatte bereits Ernst Haeckel, auch die Epigenetik ist also nicht wirklich neu.
1-3 Kaum Fortschritt in der Wissenschaftstheorie und Philosophie
Die Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsphilosophie bewegen sich im Übergangsbereich von analytischer und synthetischer (empirischer) Erkenntnis.
Auch liegen wirklich große Erkenntnisse bzw. Theorien lange zurück, z. B.:
- die Falsifikations-Theorie (innerhalb einer analytischen Wissenschaftstheorie) von Karl R. Popper, in dem Buch „Logik der Forschung“, erstmals 1934 (bzw. 1935) veröffentlicht; Popper fordert die Wissenschaftler auf, nicht immer zu versuchen, ihre Theorien zu bestätigen oder sogar zu immunisieren, sondern sie zu falsifizieren. Übrigens haben die allermeisten Wissenschaftler den Ansatz Poppers bis heute nicht verstanden und halten sich schon gar nicht daran.
- die Strukturtheorie – innerhalb einer empirischen Wissenschaftstheorie – von Thomas S. Kuhn, in dem Buch „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“, erstmals erschienen 1962, mit dem Begriff des „wissenschaftlichen Paradigmas“.
- die Systemtheorie, einschließlich Kybernetik, entwickelt u.a. von Ludwig von Bertalanffy; von Bertalanffy hat die Systemtheorie in verschiedenen Bücher dargestellt, z. B. in „Das Gefüge des Lebens“ (1937).
- die Philosophie von „New Age“, mit einem neuen Modell einer ganzheitlichen Wissenschaft in Verbindung mit Philosophie und Spiritualität, wie sie von verschiedenen Autoren, z. B. Fritjof Capra in seinem Buch „Wendezeit“ (1982) dargestellt wurde. Ich selbst schrieb ein umfassendes Buch über New Age: „Die schöne Illusion der Wassermänner“ (1989). M.E. gibt es heute aktuelle Theorie, die eine ähnliche Bedeutung und Reichweite wie New Age hat.
Bekannt geworden ist in der letzten Zeit nur Woke / Wokeness, auch „politische Korrektheit“ genannt. Die Bewegung für Politische Korrektheit glaubt selbst, dass ihre Anschauungen eine wissenschaftliche Basis haben. Aber das ist nur rudimentär der Fall.
Eher handelt es sich irrationale Ideologie, und die ist nun gerade das Gegenteil von einem Fortschritt (für den sie sich selbst hält), sonder ein Rückschritt in Engstirnigkeit, Dogmatismus, Rechthaberei, Intoleranz, in einem Wort: „Gegenaufklärung“; man kann auch sagen: Woke ist das neue Spießertum.
Übrigens gilt der mangelnde Fortschritt nicht nur für die Wissenschaftsphilosophie, sondern generell für die Philosophie. Selbst eine „uralte“ Philosophie wie insbesondere die von Aristoteles ist (in den meisten Aussagen) bis heute nicht veraltet, sondern viel wertvoller als das, was die meisten heutigen Philosophen verkünden.
1-4 Kaum Fortschritt in der Psychologie und Lebensphilosophie
Ich habe selbst einige psychologische Ratgeber geschrieben, vor allem zum Umgang mit Ärger. Ich halte diese Bücher für sehr gut, sie sind allerdings auch schon eine Weile her. Ich habe dort aber keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse verkündet, sondern vor allem gekonnt eine Integration verschiedenster Therapiemethoden vorgenommen.
Es gibt zwar auch ein paar neuere Methoden in der Psychotherapie, wie z.B. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing); EMDR wurde in den Jahren 1987-91 von Dr. Francine Shapiro entwickelt, ist also auch nicht wirklich neu, trotzdem immer noch eine Art Modetherapie. Aber wie für EMDR und andere neuere Therapien gilt, sie sind nicht wirklich überzeugend.
Die letzte bedeutende neue Psychotherapie war m.E. die Primärtherapie von Arthur Janov, erstmals 1970 veröffentlicht in dem Buch „The Primal Scream“, also auch schon 55 Jahre her.
Es gab seinerzeit einen Hype um Primärtherapie, während heute nur noch wenig von ihr gesprochen und sie wenig angeboten wird. Sicher, es haben sich auch theoretische und praktische Probleme der Primärtherapie gezeigt. Dennoch war die Primärtherapie eine der wirksamsten Therapien, und es ist so gesehen gerade kein Fortschritt in der Psychotherapie, sondern ein Rückschritt, dass sie so zurückgedrängt wurde.
Heute dominieren allmögliche Verhaltenstherapien, die eben mehr Psychotechnik sind als das Finden seines realen Selbst wie bei Janov; oder es gibt verschiedene „positive Psychotherapien“, die allzu gerne vom Negativen nur ablenken.
2 Fortschritt in der Technik – aber Rückschritt bei den Lebensumständen
2-0 Einführung
Ich möchte hier nur an Hand ausgesuchter Bereiche aufzeigen, dass es in der Gegenwart einerseits Verbesserungen, aber zugleich Verschlechterungen des Lebens gibt. Hier geht es vor allem um Fragen der Technik.
Gerade Fortschritte der Technik sollen das Leben vereinfachen und verbessern, und viele Leute glauben auch daran. Aber es ist doch oft umgekehrt so, dass die Technik das Leben verkompliziert, anstrengender, letztlich negativer macht. (Andere Veränderungen des Lebens behandele ich in späteren Punkten).
2-1 Fortschritt in der Technik – aber mit welchen Folgen?
Zunächst ist es nicht zu bestreiten: wo es wirklich Fortschritt gibt, ist in der Technik: Auto-Technik, Computer-Technik, Telefon-Technik, Fernseh-Technik, Weltraum-Technik u.v.m.
Aber auch das ist nicht so eindeutig.
Ich habe z. B. schon darauf hingewiesen, dass E-Autos keineswegs Verbrennern ökologisch eindeutig überlegen sind. Sicher, das E-Auto reduziert den CO2 Ausstoß. Aber für seinen Bau werden viele giftige Stoffe benötigt und sehr viel Energie verbraucht.
Andererseits werden bei seiner Entsorgung, gerade der Batterie, giftige, umweltschädliche Stoffe freigesetzt (von inhumanen Arbeitsbedingungen wie Kinderarbeit bei der Kobaltgewinnung gar nicht zu sprechen). Das bedeutet, dass die gesamte Ökobilanz des E-Autos nur mit einer ökologischen Ideologie schöngerechnet werden kann.
Ich bin kein Feind der Technik, habe selbst einmal ein Buch geschrieben mit dem Untertitel: „Die Zukunft des Lebens ist Technik“. Und die Technik hat im Leben der Menschen Großartiges vollbracht: Gebäude, Wasseranschluss und Kanalisation, Strom- und Gasanschluss, Heizung und Kühlung, Mobilität und Transport u.v.m.
Nur die wenigsten Menschen würden heute freiwillig auf diese Basis-Errungenschaften der Technik verzichten wollen.
Aber generell ist eben die Technik die andere, die dunkle Seite der Aufklärung. Die Schattenseiten, ja Gefahren der Technik, sind schon vor vielen Jahren thematisiert worden.
Das gilt vor allem für Waffen, die immer „besser“, immer perfekter, also immer tödlicher wurden und noch werden.
Aus heutiger Sicht sind aber das Hauptproblem der Technik wohl die Umweltbelastungen: Umweltverschmutzung, Umweltzerstörung, Klimaerwärmung, Luftverschmutzung, Sterben der Wälder und Meere, Artensterben, wachsende Müllberge, Lärmbelastungen usw. usw.
Zwar kann die Technik andererseits helfen, die Natur zu schützen oder Zerstörungen von Ökosystemen zu „heilen“, aber die technischen Maßnahmen reichen, jedenfalls bis heute, bei weitem nicht aus, um die ökologischen Schäden durch die Technik zu kompensieren.
Aber was mich in diesem Kapitel vor allem interessiert: Generell ist es bei der Technik ungewiss, ob sie wirklich unsere Lebensverhältnisse verbessert oder verschlechtert. Ob mit den technischen Veränderungen unseres Lebens letztlich nicht mehr Nachteile als Vorteile verbunden, mehr Rückschritt als Fortschritt sind. Welche Vorteile, aber auch Nachteile die zunehmende Technisierung für unsere Lebensverhältnisse bringt, das beschreibe ich in diesem Punkt.
2-2 Gesundheit
Einerseits werden ständig neue Fortschritte in der Medizin gemacht oder jedenfalls verkündet. Aber die Medizin ist immer noch keine „harte“ Wissenschaft. Man erfährt das täglich selbst: „zwei Ärzte, drei Meinungen“.
Andererseits wird die Medizin immer technischer, zur Apparate-Medizin; und das hat neben Vorteilen auch Nachteile. Die Menschen leben zwar länger, aber ein natürliches Leben, wie es in der Naturheilkunde noch gewusst und gelehrt wurde, wird mehr und mehr zurückgedrängt.
Stattdessen versuchen sich die Leute heute durch technisches Bio-Hacking gesund zu erhalten.
Wenn man früher zum Arzt wollte, ging man einfach in den Sprechstunden zur Praxis oder rief an und bekam nach 1-2 Wochen einen Termin. Heute ist es ganz anders:
- Wenn man anruft, kommt man oft gar nicht durch; es ist dauerhaft besetzt, oder es geht keiner ran, oder der AB sagt, man solle später noch einmal anrufen.
- Oder man muss sich online einen Termin buchen. Für Internet-affine Leute geht das notfalls, aber für alte Menschen, die sich nicht mit dem Internet auskennen, ist das sehr schwierig.
Doch mir sagte mein Hausarzt auch schon öfters: Wenn Sie einen Termin bei dem und dem Facharzt wollen, gehen sie am besten persönlich vorbei, um dann einen Termin auszumachen. Und das ist vollends absurd. Dann ist also das Endeergebnis einer „digitalen Medizin“, dass man wieder – ganz analog – zum Arzt spazieren muss, um einen Termin zu ergattern.
Oft genug ist der Termin beim Facharzt dann erst in Wochen bis Monaten, u.a., weil die Praxen durch ihre ganze technischen Untersuchungen und die technische Verwaltung/Bürokratie immer weniger Zeit für die Patienten selbst haben.
Immer öfters erlebt man auch, dass eine Facharztpraxis sagt, sie nehme gar keine neuen Patienten mehr auf, weil sie so überlastet sei - ein Armutszeugnis für unser ageblich so fortschritlliches Gesundheitssystem.
Erlauben Sie mir hier einmal einen Witz zu erzählen, der genau zum Thema passt: Treffen sich zwei alte Frauen beim Arzt im Wartezimer: Sagt die eine: „Früher als junge Frau musste ich mich beim Doktor bei der Untersuchung immer ausziehen, heute muss ich nur noch die Zunge zeigen.“ Sagt die andere: „Da kannst du mal sehen, welche Fortschritte die Medizin gemacht hat.“
2-3 Kommunikation
Das ist ein weites Feld, wozu ich hier nur ein paar Anmerkungen machen kann. Sicher, die modernen Kommunikationsmedien erlauben Kontakte, auch im Bild, über weite Entfernungen hinweg, wie das früher nicht möglich war. Z. B. können die Großeltern mit ihren Enkeln im Ausland über Bildtelefonie direkt sprechen und sich dabei sehen.
Und natürlich treffen sich Menschen nach wie vor persönlich und kommunizieren miteinander. Aber meistens ist das Smartphone dabei, und oft genug schauen die Menschen mehr auf ihr Smartphone als ihrem Gegenüber ins Gesicht. Manche sitzen auch nur nebeneinander, ohne zu sprechen, jeder in sein Smartphone vertieft.
Die Smartphones sind ja eigentlich Telefone, aber es ist heute teilweise fast verpönt, zu telefonieren. Sondern man schickt sich Text- oder Bildnachrichten, allenfalls Sprachnachrichten. Das heißt, die Kommunikation ist heute zu Tage viel indirekter und distanzierter geworden.
Überhaupt läuft ein Großteil der Kommunikation nur noch elektronisch, über Messenger-Dienste wie WhatsApp oder auf Online-Plattformen wie Instagram.
Da stellen sich die Menschen aber meistens, mit vielen optischen Filtern manipuliert, als makellos schöne, großartige, erfolgreiche, supercoole Persönlichkeiten da, die sie real gar nicht sind. Und was sie an Nachrichten austauschen, ist oft banal wie lächerlich, z. B., dass sie sich Fotos ihres Essens schicken.
2-4 Digitalisierung
Die Digitalisierung hat das ganze Leben vereinfacht, sagt man. Aber stimmt das wirklich? Es besteht jedenfalls heute eine Sucht nach Digitalisierung, alles soll digitalisiert werden.
Aber überprüfen Sie selbst Ihr Leben! Hat die Digitalisierung wirklich das Leben einfacher, angenehmer, vor allem sinnvoller gemacht? Ohne PC und Smartphone geht fast gar nichts mehr.
Klar, der PC ist z.B. beim Schreiben der Schreibmaschine überlegen, oder bei der Recherche ist das Internet dem Lexikon überlegen, aber man muss bei PC und Smartphone andererseits ständig auf der Hut sein vor Cyber-Angriffen, Systemabstürzen des Betriebssystems, Softwarefehlern, Papierstau beim Drucker usw. Es wird immer behauptet, dass man mit Digitalisierung Zeit spart, eher ist wohl das Gegenteil wahr.
Ein anderer Aspekt der Digitalisierung ist, dass es immer mehr Aktivitäten gibt, die man nur noch online erledigen kann: z. B. Theaterkarten besorgen, die Versicherung kontaktieren, eine Fahrkarte vorab besorgen, manchmal auch einen Arzttermin buchen; das ist für alte Menschen, die keinen PC oder kein Smartphone besitzen, ein wirkliches Handicap bzw. eine Diskriminierung.
2-5 Smartphones
Über Smartphones habe ich einen ganzen Artikel geschrieben, dort können Sie Genaueres lesen. Link Smartphone-Artikel
Immer wieder passiert einem das: da sieht man eine junge Mutter, sie schiebt mit einer Hand einen Kinderwagen. Aber sie hat keinen Blick für ihr Baby, sondern in der anderen Hand hält sie ihr Smartphone, und da guckt sie fasziniert drauf. Schlimmer: immer wieder hört man, dass Kinder z. B. an Seen ertrinken, weil die Eltern nicht auf ihre Kinder aufgepasst haben, sondern nur mit ihrem Smartphone beschäftigt waren.
Der PC hat noch größeren Nutzen, aber das mobile Internet? Was leistet das Smartphone WIRKLICH besser? Man kann unterwegs gucken, ob der Zug kommt, o.k.; man kann sich mit Freunden absprechen, aber das konnte man auch mit dem einfachen Handy. Und sonst? Die ganze Welt in einem kleinen Display, das kann der Wirklichkeit nie gerecht werden: die Feinheiten gehen verloren.
Und eine Welt voller Kurzsichtiger und Nackenverspannter, weil sie ständig wie hypnotisiert auf ihr Smartphone starren. Die Smartphone-Sucht ist wohl weltweit die größte Sucht, die eben auch vor Kindern nicht halt macht. Und für viele Menschen ist das Smartphone ihr wichtigster „Partner“, wichtiger als der reale Lebenspartner.
2-6 Internet / Soziale Medien
Die Inhaltspunkte Smartphone, Digitalisierung, Kommunikation und Soziale Medien überschneiden sich natürlich; ich fasse ich daher hier kurz.
Natürlich kann man im Internet gut recherchieren, sich informieren sowie unterhalten, aber es gibt auch viele negative Seiten: Fake-News, Hass und Hetze; und zwar keineswegs ausschließlich von den Rechten, wie die Mainstream-Medien behaupten, sondern gerade und extrem von den Mainstream-Medien selbst.
Die Online-Plattformen Facebook, Instagram, YouTube, TikTok und andere mehr bieten zwar früher ungeahnte Möglichkeiten der weltweiten Kommunikation, aber sie sind auch eine Bühne der Eitelkeiten. Der Narzissmus blüht im Netz. Jeder möchte ein Star oder besser Superstar sein; völlig unbekannte Mädchen haben ein Instagram-Profil, auf dem sie sich als Star präsentieren, der sie nun wirklich nicht sind.
Die einen Mädchen bzw. Frauen machen mit Filter unrealistische Superfotos, die anderen Frauen fühlen sich dann im Vergleich hässlich und minderwertig, was zu psychischen Störungen führen kann. Dabei kommt es zu absurden Wettbewerben bzw. Fehlanreizen. Sagen wir übertreibend, bei vielen „Netz-Frauen“ gilt: wer den dicksten Hintern hat, ist die Göttin. Crazy World.
Andere, Jugendliche, aber auch Erwachsene, machen sich auf TikToK zum Affen, indem sie alberne Filmchen reinstellen, die eben auch nur bei etwas einfältigen, kindischen Gemütern gut ankommen. Das alles trägt zu einer verbreiteten Infantilisierung der Gesellschaft bei.
Am meisten echten Nutzen bietet wohl noch YouTube, wo man vor allem kostenlos Musik hören und Filme sehen kann, wofür man woanders Geld für bezahlen muss; es ist allerdings auch die Frage, ob das kostenlose Konsumieren gerecht ist gegenüber den Künstlern, die das geschaffen haben.
2-7 Smart Home
Natürlich waren es gewaltige echte Fortschritte, dass es Gebäude gab, mit Wasser, Heizung, Strom, Kühlschränken, Wasch- und Spülmaschinen und Kanalisation. Heute wird das Smart Home als neuer großer Fortschritt gepriesen, aber da muss man doch kritisch nachfragen, ob das wirklich eine Verbesserung darstellt.
Im Smart Home geht fast alles von alleine, ohne dass wir im Haus auf irgendwelche Schalter drücken müssen. Entweder die Sachen sind elektronisch voreingestellt, z. B., dass die Rollläden stet zur gleichen Zeit automatisch hochfahren. Oder man steuert alles über eine APP.
Schon vor vielen Jahren, als diese Technologie erst im Entstehen war, habe ich in einem Buch kritisch nachgefragt: Wozu soll das alles gut sein? Warum sollen wir uns nicht bewegen, z. B. zur Heizung gehen, anstatt auf das Smartphone zu klicken? Um dann nachher wieder zum Fitnesstraining zu gehen, weil man sich eben zu Hause kaum mehr bewegt.
Nein, so ein Smart Home mag etwas sein für hochbetagte oder behinderte Menschen, die wirklich Bewegungsprobleme haben (wenn sie denn mit der elektronischen Steuerung zu Recht kommen), aber für normale, halbwegs gesunde Menschen finde ich es völlig überflüssig. Übrigens auch unsicher, denn diese elektronischen Häuser können von außen gehackt werden, was Einbrechern natürlich die Arbeit erleichtert.
Zum Smart Home gehört natürlich u.a. das Smart TV. Ist dieses Fernsehen wirklich so smart?
Was will ich mit vielleicht 300 Programmen? Wer hat die Zeit, das alles zu sehen? Und wie kompliziert wird die Auswahl! Außerdem haben diese neuen Fernsehgeräte oft auch Kameras; und wenn man nicht aufpasst, werden dann Bilder direkt aus dem heimischen Wohnzimmer oder Schlafzimmer im weltweiten Web ausgestrahlt.
2-8 Autos
Natürlich bringt die moderne Technik in den Autos viele Verbesserungen, die durchaus hilfreich sind. Z. B. sollen sogenannte Assistenzprogramme das Fahren sicherer und komfortabler machen.
Aber die modernen Autos sind durch die Assistenzsysteme auch ständig piepsende und blinkende Monster, die einen, wie eine strenge Mutter, ständig ermahnen. Oder wie eine „überbeschützende“, ängstliche Mutter, die ständig warnt: „Pass auf, tu das nicht!“
Teilweise greift ein Assistenzsystem als Spurhaltungsassistent direkt in die Steuerung ein, was den Fahrer wirklich erschrecken kann. So gesehen waren die Autos früher viel angenehmer, die einen einfach fahren ließen, wie man wollte. Autohändler erzählen, dass Kunden heute als erstes fragen, ob und wie sie die piepsenden Assistenzsysteme ausschalten können.
Übrigens kann die neue Technik auch gefährlich sein, wenn sich jemand zu sehr auf die Assistenten verlässt und dadurch riskanter fährt.
Außerdem sind – wie es viele Menschen empfinden – die meisten heutigen Autos auch viel hässlicher geworden, vor allem Frontbereich.
Wo früher schöner Lack oder Chrom blitzte, sind heute riesige Plastikgitter. Da sieht richtig billig aus, als habe man einen Eierkarton vorne drangeklebt; erstaunlicherweise haben selbst teure Nobelschlitten so eine monströse Plastik-Schnauze. Und während z.B. die früheren Golfs recht ansehnliche Fronten hatten, sieht es beim Golf 8 R aus, als habe er ein großes Haifisch-Maul, natürlich aus Plastik.
2-9 Digitale Fotografie
Natürlich hat das Fotografieren mit einer Digital Kamera seine Vorteile: Man braucht keinen Film entwickeln lassen (und darauf einige Tage warten), man kann viele Einstellungen wählen, man kann die Fotos auf dem PC speichern, man kann die Fotos überarbeiten u.a.m.
Aber auch das Fotografieren mit einer analogen Kamera hatte bzw. hat Vorteile. Früher beim analogen Fotografieren hat man sich beim Fotografieren Mühe gegeben, lohnende Motive auszusuchen. Man hat nicht zig Wiederholungsfotos gemacht, sondern sich auf das Wesentliche begrenzt.
Denn man wusste, ein Film hat normal 24 oder auch 36 Fotos, und deren Entwicklung und Abzüge kosteten einiges, da wollte man nichts verschwenden. Die Fotos klebte man dann schön in Alben, die man öfters ansah und sich daran erfreute.
Heute, bei der digitalen Fotografie, wird sinnlos und ohne großen Plan losgeknipst, auf Teufel komm raus. Ist doch egal, kostet erst mal nichts. Foto an Foto, viele Wiederholungsfotos.
Man sagt sich dann zwar, zu Hause suche ich mir die schönsten Fotos aus und die anderen lösche ich; das tut aber fast keiner. Sondern die Unmengen Fotos versauern in irgendwelchen Dateien auf der Festplatte; da auch so viele schlechte Fotos dabei sind, hat man gar keine Lust, diese Unmengen Foto anzusehen.
2-10 KI
KI ist der Heilsbringer für alle in die Technik Verliebten. KI soll es bringen, die große technische Revolution. Sicher bringt KI viele neue Errungenschaften. Allerdings, für Science Fiction Leser sind das alte Kamellen. Was KI heute leistet, haben sich kreative Schriftsteller schon vor Jahrzehnten so ausgedacht bzw. vorausgesehen.
Außerdem der Nutzen von KI keineswegs immer eindeutig. Z. B. das selbstfahrende Auto. Wer braucht das eigentlich? Wer will das? Die meisten Autofahrer fahren und steuern doch gerne selbst, warum sollen sie ich das von einer KI abnehmen lassen? Und natürlich bleibt dabei jedenfalls bisher doch ein ungutes Gefühl, ob das KI-Auto wirklich in einer Notsituation richtig reagiert.
Generell droht eine „natürliche“ Verdummung durch künstliche Intelligenz. Man sieht es doch heute z. B. schon überall, dass Schüler ihre Hausarbeiten nicht mehr selbst machen, sondern von der KI schreiben lassen. Für Studenten, aber auch Wissenschaftler gilt dasselbe.
Nebenbei bleibt natürlich die alte Frage, ob die KI, ob KI-Roboter dem Menschen eines Tages so überlegen sind, dass sie die Herrschaft übernehmen.
3 Rückschritt in der gesellschaftlichen und politischen Kultur
Auch hier gilt: Viele Menschen, gerade auch Politiker, jedenfalls der regierenden Parteien, gehen davon aus, dass unsere gesellschaftlichen und politische Verhältnisse sich fortlaufend verbessern. Dass es immer demokratischer und fortschrittlicher bei uns zugeht.
Als Belastung für die Entwicklung werden von den Regierenden und den Mainstream-Medien gerne nur Parteien oder Gruppen angeklagt, die nicht dem Mainstream gehorchen, weil sie anscheinend „zu rechts“ sind; allerdings sind es oft gerade diese Gruppierungen, die einen „gesunden Menschenverstand“ vertreten und die sich für den Frieden einsetzen, die daher wirklich etwas voranbringen bzw. dem Rückschritt widerstehen.
Ich sehe als Problem bzw. als Rückschritt eher links-grüne Gruppierungen bzw. Meinungen, die sich exemplarisch in der sogenannten „Politischen Korrektheit“ kristallisieren. Obwohl diese Verbots-Ideologie, die dem Menschen alles vorschreiben will, nie von der Mehrheit der Gesellschaft getragen wird und wurde, wird sie von einflussreichen Minderheiten in Politik und Medien gepuscht und hat sich so zur – anscheinend – dominanten Gesellschaftstheorie entwickelt.
Auf der anderen Seite herrschen heute einerseits Konsum-Orientierung und andererseits narzisstische Ich-Orientierung, d. h. man will sich möglichst viele Sachen leisten und andererseits die eigne Person herausstellen, insbesondere in den Sozialen Medien, auf Plattforen wie TikTok oder Instagram.
Das Wesentliche dabei ist: Man erbringt keine echten Leistungen mehr, für die man sich – vielleicht zu Recht – feiern ließe, sondern man will nur auf Grund seines (meist mit Manipulationen geschönten) Aussehens, seiner Redefreudigkeit oder ähnlichem „gelikt“ werden.
Obwohl diese Verhaltensweisen der Politischen Korrektheit eher entgegen stehen, so bringen sie m.E. doch wie diese mehr Rückschritt als Fortschritt.
Wenn man die heutige gesellschaftliche Situation mit früheren gesellschaftlichen Strömungen (kurz) vergleicht:
- z. B. die 68er: Hier gab es noch ein ernsthaftes Interesse an Politik und ein ernsthaftes Bemühen, die Gesellschaft voranzubringen. Sicher war das teilweise auch mit Ideologie verbunden (ähnlich der heutigen Politischen Korrektheit), aber es war doch eine viel kreativere und liberalere Bewegung, die letztlich einen Fortschritt brachte.
- z. B die Hippie-Bewegung, Flower Power u.ä.: Diese Bewegung hat viel für freie Kommunikation (und auch freie Sexualität) getan, und vor allem für den Frieden. „Make love, not war“. Außerdem legte sie großen Wert auf die eigene psy chische Entwicklung und Selbstentfaltung. Sicher, ein Problem war der große Drogenkonsum, aber insgesamt haben die Hippes der Gesellschaft m. E. einen Fortschritt gebracht.
- z .B. die New-Age-Bewegung, die ich schon genannt habe. Ihre Synthese von Wissenschaft, Philosophie, Psychologie und Spiritualität bracht m.E. den größten Fortschritt; ihre Verbindung von äußerer und innerer Weiterentwicklung, von Denken, Fühlen und Handeln war vorbildhaft; ihre Schwäche war die Anfälligkeit für irrationale esoterische oder sogar okkulte Richtungen, aber das spielte nicht die entscheidende Rolle.
3-1 Politische Korrektheit
Ich bin oben schon auf die „Politische Korrektheit“ (PK) oder auch „Woke“ eingegangen, die vielleicht zentrale Ideologie unserer Zeit. Woke beansprucht ganz dezidiert, der Menschheit Fortschritt zu bringen, mehr soziale Gerechtigkeit, Abbau von Diskriminierung, Förderungen von Minderheiten u. ä. Das klingt erst einmal gut.
Real bringt Woke aber vor allem Rückschritt in Verbotsideologie, Irrationalität und Spießertum. Insgesamt ist die Politische Korrektheit m.E. ein neurotisches System, das durch Hysterie, Empörung und Überheblichkeit gekennzeichnet ist.
Über dieses Thema habe ich mehrere Essays geschrieben (Link) und plane noch weitere.
Auch früher gab es in Deutschland zwar viel Intoleranz, vor allem bei den sogenannten Spießern, die sich z. B. über lange Haare bei Jungen aufregten. Aber die „neuen Spießer“, die sich der Politischen Korrektheit verpflichtet haben, sind noch intoleranter und noch autoritärer als die früheren Spießer.
Ich kann dieses komplexe Phänomen hier nur skizieren, an anderer Stelle schreibe ich darüber ausführlicher – und in den folgende Punkten wird vielfach um Aspekte von Woke gehen.
Bei der Politischen Korrektheit wird alles darauf geprüft, ob es – gemäß einer lebensfremden und lebensfeindlichen – Ideologie korrekt ist. Was man tun darf, was man sagen darf bzw. nicht darf.
Z. B. muss man ständig aufpassen, dass man niemanden diskriminiert. Man darf einen Fettleibigen nicht mehr fett nennen, nicht mal dick, nicht mal übergewichtig, sondern nur noch „mehrgewichtig“.
Eine Frau, die sich auf ihr Kind freut und schreibt, hoffentlich ist es gesund, bekommt ein Shitstorm, weil sie damit kranke Kinder diskriminiere und deren Mutter kränke – der absolute Wahnsinn.
Die „PK“ war in Deutschland in den letzten Jahren öffentlich sehr dominant: Dabei wird diese Irrlehre von der Mehrheit der Gesellschaft abgelehnt, aber es gab mächtige Minderheiten in Politik, Medien und Gesellschaft, die sie gepusht haben.
In der letzten Zeit, auch mit den neuen Regierungen in den USA und in Deutschland, ist der Einfluss von Woke zwar zurückgegangen, es wird aber immer noch sehr kämpferisch und intolerant vertreten.
Ich werde nun in einzelnen Punkten besprechen, welche positiven und/oder negativen Entwicklungen, Fortschritte und Rückschritte ich in der gesellschaftlichen und politischen Kultur (in Deutschland) sehe – wobei es natürlich auch Überschneidungen mit dem Kapitel über technische Veränderungen der Lebensverhältnisse gibt.
3-2 Emanzipation
Warnung: Dieser Text wird jedenfalls von Grünen Politiker*innen sicher als chauvinistisch, sexistisch oder maskulinistisch oder was auch immer abgeurteilt. Egal, ich schreibe ihn trotzdem.
Ich finde es sehr schön, wenn Frauen eine gewisse Anmut besitzen, Charme, Natürlichkeit, eine feminine Ausstrahlung – ohne egozentrischen und egoistischen Geltungstrieb. Das ist heute leider vielfach verloren gegangen, insbesondere bei sogenannten „Erfolgsfrauen“, die in der Öffentlichkeit stehen.
Natürlich ist es grundsätzlich positiv, wenn Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben und sich z. B. beruflich und privat frei entfalten können. Und es ist gut, wenn Frauen selbstbewusst auftreten. Aber wie so oft gibt es gleichzeitig Licht und Schatten.
Und man muss auch die Schattenseiten sehen. Früher waren die Frauen normalerweise friedlicher und rücksichtsvoller als die Männer, heute gilt das kaum noch. Es haben sich verschiedene negative, aus meiner Sicht neurotische Frauentypen durch die Emanzipation herausgebildet.
- Die Politikerin: Man denke z. B. an unsere (ehemalige) Innenministerin, Familienministerin, Außenministerin, Bundestagspräsidentin. Aus Höflichkeit nenne ich keine Namen. Viele Politikerinnen heute, gerade die Ministerinnen, sind Frauen, denen nach meiner bescheidenen Ansicht ein weibliche Charme abgeht: sie wirken kaum gefühlshaft, nur funktional, verwaltungstechnisch.
Es könnten genauso gut Männer sein (die heute allerdings auch oft weniger Ausstrahlung haben, aber das ist ein anderes Problem). Am schlimmsten ist das „Flintenweib“ der FDP, die Kampfdrohne mit der Sturmfrisur, für mich persönlich das Ende der Weiblichkeit. Dass es auch noch anders geht, zeigt die feminine, charismatische Julia Klöckner, aber sie ist eben eher die Ausnahme.
- Die Feministin: Sie ist ständig hektisch auf der Suche, ob irgendjemand vielleicht Frauen generell, aber vor allem sie persönlich diskriminiert hat. Sie fühlt sich schon mal vorbeugend ständig beleidigt, es könnte ja jederzeit passieren, dass ein Mann sie „unkorrekt“ anspricht oder auch nur ansieht So ist sie permanent, zickig-zänkisch, in Kampfbereitschaft, es den Männern zu zeigen, denn Männer sind ihr natürliches Feindbild.
Sie vertritt im Grunde eine Verschwörungstheorie, wonach alle Männer Chauvinisten, Machos, also Unterdücker, und potentielle Vergewaltiger sind.
Dem Mann an sich wird auch unterstellt, dass er ständig auf Sex aus ist, den er sich notfalls erzwingen will. Die Wahrheit ist aber, dass viele Männer heutzutage mehr an Sozialen Medien, Elektronik und Autos als an Sex interessiert sind, was für Frauen durchaus frustrierend und kränkend ist.
In der Zeitschrift MAD gab es einmal eine treffende Karikatur: Zwei Frauen empören sich: "Mit den Männern ist es im Frühling furchtbar, sie sind wie Tiere, sie haben immer nur DAS EINE im Kopf." Im Hintergrund sieht man mehrere Männer, die sich die Nase an der Scheibe eines Sportwagen-Geschäfts plattdrücken und sehnsüchtig auf die schicken Autos starren.
- Die Influencerin: Hier hat der Narzissmus seinen einsamen Höhepunkt erreicht. Die „influencende“ Frau ist nur noch mit ihrer Selbstbespieglung beschäftigt bzw. mit dem Pos(t)en. Sie postet, also ist sie: ob sie nur Waren, vor allem Mode online präsentiert (um schön abzukassieren), ob sie Landschaften, Städte, Ihre Familie oder was auch immer postet, sie ist auf jeden Foto selbst drauf.
Ddenn es geht letztlich nur um sie selbst bzw. ihren Körper; gerne posten viele daher auch ihren Hintern (sorry, aber das ist so.). Das alles erinnert etwas an die früheren spießigen Dia-Abende, wo Tante Käthe ihre Dias vorführte: hier ich vor dem Eiffelturm, hier ich vor dem Brandenburger Tor, hier ich …
- Die Kriegstreiberin: Früher waren Frauen insgesamt sanfter, friedlicher und damit ein Gegengewicht zu den häufig aggressiven Männern. Man hätte früher kaum eine Frau gefunden, die ein Anheizen eines Krieges, wie in der Ukraine, befürwortet. Das hat sich leider sehr geändert.
Man sieht es gerade bei der früheren „Friedenspartei“, den Grünen, wo sogenannte "Kampfweiber" ständig zu mehr Waffenlieferungen an die Ukraine und Ausweitung des Krieges auffordern. Hier ist der Gesellschaft wirklich eine wichtige Kraft der Versöhnlichkeit verloren gegangen.
- Die Dränglerin: Wenn man früher im Auto einen nervenden Drängler hinter sich hatte, dann war das zu 95% ein Mann. Heute sind es nach meiner Schätzung mindestens zu 50 Frauen, die aggressiv und riskant zu nah auffahren. Wahrscheinlich weniger als Machtdemonstration (wie bei Männer gerne), sondern weil sie – wegen vieler unnötiger Aktivitäten – in ständiger Hektik sind und leider auch keine Ahnung von Bremsverhalten und nötigem Abstand haben.
Also, ich habe gar nichts gegen emanzipierte Frauen und bin selbst mit einer verheiratet. Und natürlich gibt es auch noch anmutige und natürliche Frauen, im ganz normalen Leben oder z. B. in der Musik- und Kunstszene. Aber den vielfachen Verlust an Anmut, an Weiblichkeit, an Liebenswürdigkeit und auch an Friedensbereitschaft, gerade bei „öffentlichen Frauen“ finde ich traurig.
Hier ist der Gesellschaft ein wichtiges, ausgleichendes Korrektiv verloren gegangen. Und die sogenannte Emanzipation ist oft nur ein Ausagieren psychischer, meist narzisstischer Störungen, die besser in einer Psychotherapie behandelt würden.
Das gilt m. E. auch für die feministische Gender-Sprache. Diese – angeblich geschlechtergerechte – Sprache ist hässlich, dysfunktional und eben einfach grammatisch falsch. Die Gender-Sprache ist aufgebracht worden von Frauen, die einerseits geltungssüchtig sind, andererseits sich aber immer zu kurz gekommen fühlen, dass man sie nicht wichtig genug nimmt.
Auch hier wäre es viel sinnvoller, Frauen würden ihre Minderwertigkeitskomplexe therapeutisch aufarbeiten, anstatt sich an dem Kulturgut „deutsche Sprache“ zu versündigen, ja anstatt die deutsche Sprache zu vergewaltigen.
3-3 Geschlechterrollen
Es gibt einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, der biologisch angelegt ist, z.B. auch in unterschiedlichen Hormonen. Das hat früher kaum jemand in Frage gestellt. So hat die Beziehung von Männern und Frauen immer gerade von der Polarität gelebt, die auch wichtig für die Anziehung ist. Z. B. war es immer so, dass die (meisten) Frauen mehr Charme und Anmut besaßen, die Männer dafür mehr Durchsetzungsfähigkeit.
Gut, es gab früher teils auch zu festgefahrene, einengende Geschlechterrollen, Geschlechter-Klischees, von dem Braven Weibchen oder dem Hausmütterchen und dem Mann als „harten Hund“; und es ist ein Fortschritt, dass diese Rollenzwänge aufgehoben worden sind.
Nur heute geht man ins andere Extrem, heute sollen die Geschlechterrollen ganz aufgehoben werden. Und das zeigt sich schon in vielem: Die „Weiblichkeit“ ist den sogenannten Emanzen ganz verloren gegangen. Dagegen sind Männer oft verweiblicht.
Natürlich ist es grundsätzlich richtig, dass die Geschlechter prinzipiell gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben. Die Geschlechterrollen aber völlig einebnen zu wollen, dass sich beide Geschlechter ganz gleich verhalten, ist einfach nur eine weltfremde Ideologie. Und je mehr sie dennoch verwirklicht wird, desto langweiliger wird der Kontakt von Männern und Frauen werden.
Allerdings gibt es hier einen Widerspruch in der Debatte. Auf der einen Seite wird ständig Vielfalt und Diversität gefordert, gerade in der sexuellen Orientierung, in den Geschlechtsrollen. Auf der anderen Seite soll schon die Dualität (Zweiheit) von Mann und Frau aufgehoben werden. Aber den neuen Diversitäts-Propheten fällt dieser Widerspruch gar nicht auf.
3-4 Sexualität
Die Natur hat den Menschen mit zwei unterschiedlichen Geschlechtern ausgestattet, Mann oder Frau. Es gibt zwar sogenannte „Zwitter“, die geschlechtliche Merkmale von beiden tragen, aber das sind biologisch gesehen Störungen. Und von der Natur ist es so vorgesehen, dass es nur eine Sexualität zwischen Männern und Frauen gibt.
Aber der heutige Mensch hat sich in vielem von der Natur entfremdet bzw. emanzipiert, warum also nicht auch in der Sexualität? So hat der Mensch die Möglichkeit, andere Formen der Sexualität zu leben (z.B. homosexuell); und er kann sie heutzutage relativ frei leben.
Das mag man als Fortschritt sehen. Nur merkwürdigerweise sind es gerade die Grünen, die sonst immer auf Naturverbundenheit und Natürlichkeit schwören, die andererseits die „unnatürliche“ diverse Sexualität so propagieren.
Abweichende Sexualität gab es allerdings auch früher schon, nur wurde sie diskreter gehandhabt (und war teilweise auch verboten). Heute wird dagegen aus „diverser“, abweichender Sexualität (Homo, Lesbisch, Bi, non-binär usw. usw.) wie auch aus Geschlechtswechsel (Trans) ein irrsinniger Hype gemacht.
Ständig ist in einem eigenen Slang von der „queeren Community“ und von LSBTIQ* die Rede. In manchen Kreisen ist es inzwischen so, dass man quasi dafür kritisiert wird, dass man heterosexuell ist.
Das ist dann doch sehr dekadent. Zwar ist es richtig, dass solcher diverser Sex nicht diskriminiert werden sollte. Aber das laute Getöse der Bewegung übertönt, dass es sich bei den Queeren doch um eine kleine Minderheit (von etwa 7% der deutschen Bevölkerung) handelt, die große Mehrheit ist heterosexuell.
Und entgegen allem Diversitätsgerede und so sehr die Diversitäts-Dogmatiker auch dagegen wüten: Biologisch gesehen sind queere Sexualpraktiken Formen abweichender Sexualität.
Und man fragt dich doch: Wo ist die Grenze der sexuellen Diversität? Werden die Diversitäts-Fanatiker irgendwann auch sexuellen Kontakt mit Tieren (Sodomie), mit Familienangehörigen (Inzest) oder Kindern (Pädosexualität) gutheißen, wie es ja bei den Grünen vor Jahren schon einmal propagiert wurde?
3-5 Diversität
Früher hatten die Menschen keine besonderen Probleme mit der Diversität, man nannte sie nur nicht so. Die Menschen haben akzeptiert, dass es Gleichheiten und Unterschiede gibt, Vielfalt und Einheit.
Heute ist das Konzept der Diversität zu der vielleicht zentralen Ideologie der Zeit geworden. Der Begriff der Diversität kommt ursprünglich aus der Biologie. Es geht hier um die biologische Vielfalt, die Artenvielfalt. In der Politik ist das Konzept der Diversität aber recht widersprüchlich, und man legt es so aus, wie man es gerade gebrauchen kann.
Z.B. wird ständig eine Diversität in der Sexualität gefordert, also dass zig unterschiedliche sexuelle Orientierungen (und Sexualpraktiken) gefördert werden. Vielfalt und Diversität in politischen Meinungen wird dagegen von den Diversitäts-Propagandisten gerne unterdrückt, sie lassen nur EINE Meinung gelten, nämlich ihre eigene.
Diese aufgeblasene, irrationale und auch noch einseitige Diversität ist nach meiner Sicht ein gesellschaftlicher Rückschritt.
Über die (gewünschte) Rolle von Diversität bei Sexualität und Geschlechterrollen habe ich schon geschrieben. Daher hier nur EIN anderes Beispiel.
Der sogenannte Femizid: dieser Begriff soll heißen, dass Frauen nur deshalb getötet werden, weil sie Frauen sind; und dieses Phänomen sei angeblich besonders häufig.
Ich finde das befremdlich: Jede Tötung, vor allem jeder Mord ist schrecklich und verwerflich.
Es gibt doch keinen Grund, den Mord an Frauen besonders herauszustellen. Der Mord an Männern ist genauso schlimm, und der an Kindern wohl noch schlimmer.
Und außer in extremen Einzelfällen (eines allgemeinen Frauenhasses) wird eine Frau natürlich nicht deswegen getötet, weil sie eine Frau ist, sondern z. B. weil sie sich von einem Mann getrennt hat und der tief gekränkt ist, oder bei Sexualverbrechen, bei Eigentumsdelikten usw. Und es stimmt auch nicht, dass ein Femizid eindeutig häufiger ist als ein „Homizid“.
Ich habe mir mal die Zahlen angeguckt, und die sind so widersprüchlich, dass ich hier keinen nennen möchte. Mal liest man, dass in Deutschland mehr Frauen als Männer getötet werden, dann liest man wieder, dass die Zahl der getöteten Männer viel höher ist als die der Frauen. Bei den Frauen werden teils versuchte und vollendete Tötungen zusammengestellt, manche Statistiken sind offensichtlich ideologisch manipuliert.
Insgesamt ist die Zahl der Tötungen, entgegen dem was polemisiert wird, wohl zurückgegangen. Und so ist die ganze Theorie des Femizids eine Verschwörungstheorie, die eben typisch ist für einen ideologischen Feminismus.
3-6 Inklusion
Früher war es selbstverständlich und auch kein Problem, dass behinderte Kinder unter anderen behinderten Kindern auf einer Förderschule unterrichtet wurden – damals hieß das noch „Sonderschule“ -; und die pädagogischen Ergebnisse waren auch durchaus gut.
Heute ist dagegen Inklusion angesagt: Auch das ist wieder ein Beispiel von gut gemeint (wirklich?), aber schlecht gemacht: denn in der Praxis führt es nur zu neuen Problemen.
Z. B. will man, dass behinderte Kinder zusammen mit gesunden Kindern in der Schule unterrichtet werden. Das klingt erst einmal nach Fortschritt. Aber Fakt ist, dass es für behinderte Kinder meistens eine Belastung ist, mit gesunden Kindern in der Klasse zu sein, weil sie ständig den Vergleich haben mit diesen Kindern, die viel mehr können als sie. Und auch für die gesunden Kinder in der Klasse ist es oft schwierig, immer auf behinderte Kinder Rücksicht nehmen zu müssen.
Die Inklusions-Ideologen interessiert aber gar nicht wirklich, was die Kinder wollen. Sie fragen sie auch gar nicht danach. Es geht ihnen nur darum, ihre Inklusions-Ideologie durchzusetzen. Daher bekämpfen sie die Förder-Schulen, obwohl da Behinderte meistens viel besser gefördert werden können und sich unter Ihresgleichen auch wohler fühlen.
Auch viele Lehrer fühlen sich durch die Inklusion belastet, vor allem, weil es dafür viel zu wenige Extra-Lehrkräfte gibt. Denn eigentlich müsste schon für ein behindertes Kind in einer Klasse eine eigne Lehrkraft zur Verfügung stehen, die nur dieses Kind betreut. Das ist natürlich völlig unrealistisch.
Übrigens soll man das Wort „Behinderte“ nach den „Inklusionisten“ auch gar nicht mehr verwenden, weil das diskriminierend sei, sondern man muss „Mensch mit Handicap“ sagen.
M.E. sind diese verordneten Umbenennungen (wie viele andere Sprachverbote der Politischen Korrektheit) erst recht diskriminierend. Denn indirekt drücken sie damit ja aus, dass eine Behinderung so schrecklich ist, dass man sie nicht ehrlich benennen darf. Ein normales Benennen der Behinderung und ein natürlicher Umgang damit wären dagegen nicht diskriminierend.
Wie so oft bei der „Politischen Korrektheit“: Was als Fortschritt ausgegeben wird, erweist sich in Wahrheit als Rückschritt.
3-7 Identitätspolitik
Die Identitätspolitik läuft daraus hinauf, dass man die Interessen von Minderheiten überbetont, auf Kosten der Mehrheit. Auch hier ist es wieder zweischneidig. Natürlich ist es gut, wenn die Wünsche und Bedürfnisse von Minderheiten wahrgenommen und berücksichtigt werden.
Aber Demokratie beruht nun einmal auf der Mehrheit. Es ist die Mehrheit der Menschen, die letztlich – durch demokratische Wahlen – bestimmt, in welche Richtung die Gesellschaft geht. Und früher war das auch selbstverständlich.
Heute kommt es dagegen immer öfter zu einem „Terror von Minderheiten“, die wie größenwahnsinnig plötzlich meinen, alles bestimmen zu können. Ja, es soll sogar verboten sein, noch das Wort „normal“ zu verwenden, damit nicht mehr zwischen „normal“ (Mehrheit) und „anormal“ (Minderheit) unterschieden werden kann.
3-8 Politik
Hier finde ich es eindeutig, dass die Politik generell sich verschlechtert hat, wenn man sie etwa mit der Ära von Bundeskanzler Willy Brand vergleicht. Bundesskanzler Brandt und Außenminister Scheel haben mit der Ostpolitik, der Entspannungspolitik, Frieden mir den östlichen Nachbarn sowie mit Russland geschlossen und sich um Abrüstung bemüht.
Heute wird in der deutschen Regierung fast nur noch von Krieg mit Russland geredet und maximal aufgerüstet, auch wenn die Milliardenausgaben die Wirtschaft und den Wohlstand der Bürger total bedrohen.
Jetzt herrscht wieder kalter Krieg, der schon überwunden schien. Wenn sich der Krieg in der Ukraine durch immer mehr Eingriffe des Westens ausweitet, droht sogar ein neuer heißer Krieg zwischen Europa und Russland, ja es ist sogar ein dritter Weltkrieg möglich. Es hat sich also erstens die die deutsche und europäische Politik verschlechtert.
Vor allem aber, was die Politik Israels angeht, ist ein großer Rückschritt erkennbar. Israel hat zwar schon viele völkerrechtswidrige Angriffskriege geführt, aber dass Israel über 50.000 Zivilisten tötet und zwei Millionen Palästinensern, einem ganzen Volk die Nahrungszufuhr sperrt, dass schon hunderte verhungert sind und der ganzen Bevölkerung der Hungertod droht, so etwas hat es früher nicht gegeben. Das ist ein Zivilisationsbruch.
Und besonders erschreckend ist, dass der Westen das letztlich einfach so hinnimmt, ohne Israel zu stoppen. In Kosovo hat damals die Nato einen weiteren Völkermord der Serben verhindert, gegen Israel greift sie nicht ein, sondern unterstützt diesen Aggressor noch mit Waffen – ein absoluter und unverzeihlicher Sündenfall der westlichen Welt.
Natürlich gab es leider schon immer viel Polemik in den politischen Auseinandersetzungen, vor allem zwischen den Parteien. Aber diese Hetzkampagne, die heute gegen Menschen geführt wird, die als rechts definiert werden, nur weil sie vielleicht nicht dem Diktat der politischen Korrektheit nachgeben, das hat schon ein Ausmaß an Diskriminierung erreicht, das auch der Verfassung widerspricht.
Und es ist der Höhepunkt der Heuchelei, dass man nun gerade diesen Menschen ständig Verfassungsbruch unterstellt und ihre wichtigste Partei zu verbieten droht.
3-9 Journalismus
Ich muss auch auf den Journalismus eingehen. Früher gab es eine Vielzahl von Zeitungen bzw. Zeitschriften, mit wirklich ausgeprägten Unterschieden in Berichterstattung und Kommentaren.
Heute ist das nur noch scheinbar so. Sicher gibt es weiterhin eher konservative, eher liberale und eher linke Publikationsorgane. Aber in entscheidenden Punkten schreiben sie mehr oder weniger das gleiche, und Ähnliches gilt für Radio- und TV-Sender.
Ich möchte hier nicht von einer „Gleichschaltung“ der Medien sprechen, aber die Medien verhalten sich WIE gleichgeschaltet. Sie schreiben voneinander ab, haben keine Kreativität und keinen Mut zu einer selbständigen Meinung.
Umso mehr diskriminieren, diskreditieren und diffamieren sie Menschen, die nicht ihre beschränkten Meinungen teilen und sich dagegen zu Wehr setzen. Natürlich kenne ich nicht alle Zeitungen usw., aber wenn man sich informiert und die „Presseschaus“ verfolgt, kann man das ganz gut einschätzen.
Alle Zeitungen usw. halten vor allem an zwei Punkten fest:
1) Das Vorgehen der Israelis gegen die Palästinenser ist weitgehend als Selbstverteidigung gerechtfertigt, und der Westen darf nicht gegen Israel eingreifen.
2) Man muss die Ukraine fortlaufend mit Waffen unterstützen, damit sie sich im Krieg mit Russland behaupten kann, und man muss Russland vor allem durch Sanktionen so viel wie möglich schaden.
Beides ist m. E. vollkommen falsch, wie ich vielfach und umfangreich erläutert habe.
1) Israel begeht eine Art Völkermord an den Palästinensern, lässt die Zivilisten durch Blockieren von Hilfslieferungen verhungern. Und der Westen wäre, wenn es ihm mit Völkerrecht und Menschenrechten ernst ist, verpflichtet einzugreifen.
2) Die massive militärische Unterstützung der Ukraine heizt den Krieg immer nur mehr an, verlängert und brutalisiert ihn, kostet unendlich viele Opfer auf beiden Seiten. Und für die Wirtschaften der Welt bedeuten die Sanktionen gegen Russland ein Fiasko, mit massiv gestiegenen Preisen, während sie in Entwicklungsländern zu hunderttausenden Toten geführt haben, weil die Menschen diese Preise nicht mehr bezahlen können.
Aber die Mainstream-Medien schilden beide Konflikte völlig einseitig, ideologisch, einfach falsch und dumm. Ich habe darauf hingewiesen, dass man hier auch ausgeprägte psychische Störungen der Journalisten sieht, die das Verhalten aber nicht rechtfertigen.
Ich will den historisch belasteten Begriff der „Lügenpresse“ nicht verwenden. Aber man könnte vielleicht von einer „Fake Presse“ bzw. von „Fake Medien“ sprechen. Für mich sind diese Medien absolut nicht mehr ernst zu nehmen, ich habe kaum noch Vertrauen zu ihrer Berichterstattung und Meinungsbildung.
Und so ist es ein Glück, dass es im Internet heute Medien gibt, die sich dem Sog des Mainstreams entziehen, die sich auch nicht den Diffamierungsstrategien der „Mainstreamer“ beugen, sondern unabhängig berichten – im besten Sinne von Kants Aufforderung: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Dennoch muss man leider konstatieren: Insgesamt hat es bei den Medien einen starken Rückschritt gegeben. Die Berichte sind überwiegend ideologisch, unterkomplex, ja pathologisch, und in zentralen Punkten gleich. Immer wird von Diversität geredet oder geschwafelt, aber die Mainstraem-Medien sind total intolerant und lassen, jedenfalls in zentralen Punkten, keine „diverse“, keine andere Meinung als die ihre zu.
4 Rückschritt in der Kunst
4-0 Einführung
Nirgends ist es so offensichtlich, dass unsere Zeit einen Rückschritt gegenüber früheren Zeiten bedeutet wie in der Kunst. Ob Malerei, Bildhauerei, Musik, Literatur, ja auch Architektur – nirgend kommen die heutigen Werke an die Kunst der „alten Meister“ heran. Zwar kann man natürlich argumentieren, der Kunstgeschmack ist subjektiv, und man kann gar nicht objektiv festlegen, ob ein Kunstwerk höherwertig als ein anderes ist oder nicht. Aber es ist doch zumindest feststellbar, welche Beherrschung des Materials vorliegt, z.B. bei einem Bild, ob die Perspektive stimmt, ob die Farben zueinander passen, usw. Das möchte ich im folgenden näher erläutern.
4-1 Rückschritt in der Literatur
Diese mangelnden echten Fortschritte zeigen sich m.E. auch in den Büchern, die heute veröffentlicht werden: Um mit Nietzsche zu sprechen: „Die ewige Wiederkehr des Gleichen“ bzw. „Die Wiederkehr des ewig Gleichen“ lässt sich bei der aktuellen Literatur sehr gut beobachten.
Früher habe ich (wie anfangs beschrieben) sehr viele Bücher gekauft und gelesen. Auf dem Höhepunkt besaß ich etwa 1000 Bücher. Heute kaufe und lese ich viel weniger.
Wenn ich in neue Fachbücher und Fachbücher reinsehe, bin ich meistens gelangweilt. Kaum etwas wirklich Neues, jedenfalls nichts Neues, was von Bedeutung ist, sondern nur Details, Spezialisten-Erkenntnisse.
Sehr treffend ist das Bonmot: „Ein Spezialist ist jemand, der immer mehr über immer weniger weiß, bis er schließlich alles über nichts weiß.“
Bei Romanen bzw. Belletristik ist es nicht viel anders. Oft werden neue Romane nur gehypt, weil die Kritiker überhaupt etwas hypen wollen, wirklich große Literatur gibt es kaum noch. Und wirklich neue Literatur eben auch nicht. Die großen Themen der Literatur sind so oft bearbeitet worden in der Literaturgeschichte, da gibt es keine echten Innovationen. Sicher, es mag einmal einen ungewohnten Sprachduktus geben, aber natürlich ist z. B. über die Liebe nichts wirklich Neues mehr auszusagen.
Und mit den wirklich Großen der Literaturgeschichte sind die heutigen Autoren ohnehin nicht zu vergleichen. Man erspare mir eine endlose Auflistung. Um nur ein paar ganz wenige zu nennen: Gibt es heute noch einen Dostojewski, einen Kafka, einen Hölderlin, einen Thomas Mann, auch einen Sartre und Camus?
4-2 Rückschritt in der Musik
Noch eindeutiger ist das bei Musik: die heutige E-Musik (Ernste Musik) kann mit Sicherheit nicht mithalten mit der früheren klassischen Musik: Komponisten wie Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Chopin, Mendelssohn-Bartholdy, Brahms u.v.m. sind unerreicht, und es gibt keine heutigen Komponisten, die von der Qualität ihrer Kompositionen da nur in die Nähe kommen.
Heutige Komponisten komponieren entweder im Stil der alten Komponisten, können aber deren Niveau nicht erreichen. Oder sie machen „moderne“ Musik, z. B. experimentelle Musik, wie etwa Stockhausen, die aber meistens eher schrecklich klingt und nur als Kunstexperiment zu ertragen ist.
Bei der sogenannten U-Musik (Unterhaltungsmusik) ist es nicht so eindeutig, aber tendenziell ähnlich. Musik, die die Jugend heute hört. wie Hip Hop, Rap, House usw. ist oft ganz gefällig, ganz nett anzuhören. Aber es sind fast immer die gleichen Harmonien, flache Melodien, oft vom Computer erzeugt, irgendwie seelenlos.
Wie viel mehr Leben, Power, Feeling und Echtheit hatte z.B. die Beatmusik der 60er Jahre. Man denke an Titel wie „House oft the Rising Sun“ von den Animals, „Paint it black“ von den Rolling Stones, „You really got me“ von den Kinks, „When you walk in the room“ von den Searchers, „Light my fire“ von den Doors, "Turn Turn Turn" von den Byrds usw. usw., natürlich könnte man hier hunderte hervorragende Songs nennen.
Herausheben möchte ich hier noch die Band "Cream", die als erste "Supergroup" gefeiert wurde. So einen perfekten Sound, obwohl nur mit drei Instruenten erzeugt, so cool, strange, psychodelisch, virtuos hat es m.E. danach nie mehr gegben (wobei zugeben auch der persönliche Geschmack eine Rolle spielt.). Selbst der Gitarrist Eric Clapton, Kopf von Cream, konnte später nicht mehr an die Grandiosität von Cream anknüpfen.
Aber auch die spätere Pop-Musik der 70, 80er und in Grenzen auch 90er brachte neben viel „Junk Food“ auch großartige Songs. Gut, die Texte waren auch damals oft sehr simpel. Die originellsten und geistreichsten Texte findet man wohl bei den späteren Beatles, z. B. in den Alben „Revolver“ (1966) oder „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ (1967) .
Aber seitdem ging es mit der Pop Musik musikalisch und textlich weitgehend eher bergab. Natürlich gibt es auch heute noch einmal einen Song mit eindrucksvoller Musik und gutem Text, aber das meiste ist belanglose Massenware, ohne besonderen Wiedererkennungswert.
Es ist "verdammt lang her", dass es einen zugleich so lyrischen und so powervollen Song wie "Verdammt lang her" von BAP gab.
Ich persönlich bin musikalisch sehr offen, anders als viele andere Menschen, die auf einen bestimmtem Musikgeschmack festgelegt, ja fixiert sind. Ich höre Musik aus den verschiedensten Zeiten, Ländern und Kulturen, mit allen Variationen von E-Musik und U-Musik. Je nach meiner Stimmung, nach der Situation (ob man sie z. B. beim Autofahren hört), nach meiner Begleitung usw.
Also, ich höre durchaus auch einmal gerne Hip Hop Musik. Aber ich mache mir nie Illusionen darüber, welche Musik hochwertig ist, substanziell, wesentlich ist und welche eben nur der Entspannung und Zerstreuung dient.
4-3 Rückschritt in der Malerei, Bildhauerei u.a.
Nehmen wir z.B. eine Liste aus dem Internet von „Artlia“: „Die 20 berühmtesten Maler der Kunstgeschichte“: 1. Leonardo da Vinci (1452-1519) / 2. Michelangelo Buonarroti (1475-1564) / 3. Vincent van Gogh (1853-1890) / 4. Pablo Picasso (1881-1973) / 5. Claude Monet (1840-1926 / 6. Rembrandt van Rijn (1606-1669) / 7. Johannes Vermeer (1632-1675) / 8. Edvard Munch (1863-1944) / 9. Georgia O'Keeffe (1887-1986) / 10. Salvador Dalí (1904-1989) / 11. Edgar Degas (1834-1917) / 12. Frida Kahlo (1907-1954) / 13. Henri Matisse (1869-1954) / 14. Paul Cézanne (1839-1906) / 15. Tizian (ca. 1488-1576) / 16. Jackson Pollock (1912-1956) / 17. Caravaggio (1571-1610) / 18. Diego Velázquez (1599-1660) / 19. Raffaello Sanzio da Urbino (1483-1520) / 20. Gustav Klimt (1862-1918)
Man muss diese Liste natürlich nicht genau so teilen, es geht übrigens hier auch um die berühmtesten Maler und nicht um die besten. Dennoch, es fällt natürlich auf, dass die meisten Plätze von „Alten Meistern“ z.B. aus dem 15. und 16. Jahrhundert besetzt sind. Zwar gibt es auch moderne Maler in der Liste, aber keinen aktuellen zeitgenössischen.
Z. B. der bei uns so gehypte Gerhard Richter taucht nicht in dieser Liste auf. Und das ist bezeichnend. Natürlich gibt es originelle, phantasievolle neue Malformen und -Stile, gerade auch bei Richter, aber die zeitgenössischen Maler haben generell nicht das Niveau und die Klasse der früheren.
4-4 Kulturpessimismus?
Man könnte meine Ausführungen über mehr Rückschritt als Fortschritt als „Kulturpessimismus“ kritisieren. Ich würde aber eher sagen: „Kulturkritik“ oder „Zeitgeistkritik“.
Wie ich schon früher gesagt habe: Es geht mir nicht um eine Nostalgie, um ein Zurück zur „guten alten Zeit“ oder gar um ein „Zurück zur Natur“. Schon gar nicht male ich den „Untergang des Abendlandes“ an die Wand.
Aber ich lehne eben auch einen naiven Fortschrittglauben ab. Ohne die Vergangenheit zu idealisieren, früher war in der Tat vieles (nicht alles!) besser: menschlicher, gerechter, vernünftiger, friedvoller – wobei natürlich auch eine wichtige Rolle spielt, auf welche Vergangenheit man sich bezieht, wie man das „Früher“ definiert.
Für Philosophie, Wissenschaft und Kunst gilt generell: Die wirklich großen Gedanken sind wohl schon alle gedacht, vom Anfang der menschlichen Kultur bis heute. Welche innovative Idee sollte da noch hinzukommen? Vielleicht neue Varianten, aber keine fundamental neuen Gedanken.
Bei technischen Erfindungen sieht es zunächst anders aus: Es werden ständig neue Erfindungen gemacht – ob die allerdings unser Leben wirklich verbessern, das kann getrost bezweifelt werden, wie ich ja aufgezeigt habe. Und in der Vorstellung, in der Phantasie, z. B. in Science Fiction Romanen, sind vermutlich auch alle möglichen zukünftigen Erfindungen schon vorweg genommen, sie müssen „nur“ noch realisiert werden – wenn es denn noch dazu kommt.
Die Gegenwart ist vor allem gesellschaftlich und politisch (bzw. gesellschaftspolitisch) geprägt durch einen hohen Stand bzw. eine Zunahme narzisstischer Störungen, durch Oberflächlichkeit in der Kommunikation, mangelnde Intelligenz (im Gegensatz zu KI) und mangelndes Systemdenken, Irrationalität und eben durch einen völlig dysfunktionalen neuen Kalten Krieg und massive Aufrüstung.
Die heutigen (deutschen) Politiker rühmen sich ständig ihrer gelungen Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur; aber damit ist im Grunde immer nur die Aufarbeitung der Naziverbrechen gegen Juden gemeint.
Sonst gilt vielmehr: Die meisten heutigen Politiker haben nichts aus der Vergangenheit gelernt, man sieht Haltungen und Motive, eine Kriegsmentalität, die an die Zeit vor dem zweiten und noch mehr vor dem ersten Weltkrieg erinnern – und das kann einen nur erschrecken.
Von daher kann man, ja muss man – als realistischer Zeitgenosse – skeptisch in die Zukunft sehen, aus vielen Gründen, die ich im Text geschildert habe.
Was oft als Horrorvision entworfen wird, dass KI bzw. Roboter die Macht über die Menschen übernehmen; vielleicht liegt darin auch eine gewisse Hoffnung, das KI-Roboter, die sich von der Menschheit emanzipieren, vernünftiger, klüger und gerechter das Weltgeschick lenken.