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Psychologie(20.09.2018 / 02. 09. 2014)
EINFÜHRUNG
Außer über Philosophie (einschließlich Logik) habe ich am meisten über Psychologie und Psychotherapie gearbeitet.
Dabei bestehen durchaus enge Verbindungen zwischen Philosophie und Psychologie. Der Philosophie geht es um die Erkenntnis der Wahrheit. Bei allem Bemühen, Wahrheit zu objektivieren und z. B. auf Messgeräte zu rekurrieren, letztlich ist es doch immer das Bewusstsein des Menschen, seine Sinneswahrnehmungen und Gedanken, die die Wahrheit feststellen.
Und dazu ist es erforderlich, die kognitiven Strukturen des Menschen zu kennen, die Beschaffenheit seiner Sinnesorgane, letztlich auch des Gehirns, was zur Psychologie und darüber hinaus zur Psycho-Physiologie und Neurologie überleitet.
Aber nicht nur die kognitiven Strukturen des Menschen sind von Bedeutung, sondern auch seine emotionale Dynamik. Denn Gefühle wie Ängste, Hoffnung, Zorn usw. können durchaus den Erkenntnisprozess beeinflussen, erst recht bei psychischen Störungen, wie sie die klinische Psychologie beschreibt.
Das soll keinen Psychologismus begründen, dass man Philosophie auf Psychologie reduziert, aber es wäre naiv zu glauben, die Philosophie brauche die Ergebnisse der Psychologie nicht.
Umgekehrt kann auch die Philosophie der Psychologie etwas geben, nicht nur im Sinne einer Wissenschaftstheorie, sondern die Philosophie hat z. B. auch bedeutende Beiträge zum Menschenbild hervorgebracht, die für die Psychologie wichtig sind, wie bespielsweise die existentialistische Philosophie.
Die Psychologie besitzt ebenfalls Überschneidungen und Wechselwirkungen mit der Esoterik, etwa was die Frage außersinnlicher Wahrnehmung oder die spirituelle Entwicklung des Menschen betrifft. (Ähnlich bestehen zwischen Philosophie und Esoterik Verbindungen, wie ich in meinem Buch „Esoterik“ ausführlich beschrieben habe.)
Wenn ich in meinen Arbeiten Modelle psychischer Gesundheit und psychischer Entfaltung beschreibe, so bedeutet das nicht, dass ich für mich persönlich beanspruche, alle psychischen Probleme überwunden zu haben und nur in größter Harmonie zu leben. Nach einer traumatischen „broken home situation (die ich hier nicht weiter beschreiben möchte) habe ich sehr wohl psychische Probleme kennen gelernt und von daher auch psychothera- peutische Erfahrungen gemacht. Obwohl ich nicht alle Probleme lösen konnte, habe ich dabei doch eine solche Selbsterkenntnis erreicht, dass meine psychischen Belastungen nicht meine geistige Arbeit stören und beeinflussen.
Und da wohl niemand ohne psychische Belastungen aufwächst, halte ich das generell für wichtig, gerade für Wissenschaftler und Philosophen, sich selbst psychisch zu verstehen, um nicht irrationale Gefühle in seiner Arbeit auszuagieren.
Dazu reicht sicher nicht die Lektüre psychologischer Texte, nicht einmal das Studium der Psychologie, sondern dies bedarf der therapeutischen Selbsterfahrung.
Eine scheinbar rein rational begründete Annahme oder Verwerfung einer wissenschaftlichen Theorie kann sehr wohl auf unbewussten und ungeklärten Gefühlen beruhen. Ob ein Wissenschaftler eine deterministische Theorie der Welt (nach der alles geordnet ist) oder eine indeterministische Theorie (nach welcher der Zufall eine entscheidende Rolle spielt) bevorzugt, mag durchaus auf seine kindlichen Traumata bzw. Bedürfnisse zurückgehen. Je nachdem, ob er sich im Innersten nach einer sicheren Welt sehnt oder mehr das Abenteuer des Unvorhersehbaren anziehend findet.
Wenn ein Philosoph die Theorie eines anderen Philosophen erbittert bekämpft, dagegen an seiner eigenen (überholten) Theorie eisern festhält, hat dies oft sehr wenig mit Rationalität zu tun, sondern mit narzisstischer Geltungssucht, Neid, Antipathie, Verlustangst u. ä.
Von daher würde ich sagen: Die klassische philosophische Aufforderung „Erkenne dich selbst“ (ich füge hinzu, damit du auch die Welt unverzerrt erkennen kannst), verlangt die Ergänzung durch ein „Erfahre dich selbst“. Natürlich kann man sein Selbst in vielen Situationen erfahren, aber eine therapeutische Selbsterfahrung ist hier unerlässlich, damit man auch bereit ist, sich mit seinen Schattenseiten und Traumata zu konfrontieren.
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