| Täter-Theorie und Opfer-Theorie23. 10. 2018 / 19. 10. 2018
Ich habe über das Thema Täter-Theorie und Opfer-Theorie schon öfters auf der Homepage geschrieben. Es geht vorrangig um die Frage: Ist ein psychisch gestörter Mensch für seine Störungen verantwortlich? Genauer: Ist er für die Entstehung und/oder Aufrechterhaltung seiner psychischen Störungen verantwortlich?
Dabei gibt es vereinfacht gesagt zwei gegensätzliche Antworten, die von zwei gegensätzlichen Theorien vertreten werden. Ich habe diese Theorien Täter-Theorie und Opfer-Theorie genannt.
1) Täter-Theorie
Nach ihr ist der Mensch (vorrangig) „Täter“ seiner psychischen Störungen, er erzeugt sie selbst und hält sie selbst aufrecht. Somit trägt er auch allein die Verantwortung dafür.
2) Opfer-Theorie
Nach ihr ist der Mensch (vorrangig) „Opfer“ seiner psychischen Störungen, sie sind ihm von seinen Genen oder von außen, von seinen Eltern, der Gesellschaft oder auch von einem Therapeuten, allgemein der Umwelt aufgezwungen worden. Er ist somit nicht oder nur wenig für die Entstehung oder Aufrechterhaltung seiner psychischen Störungen verantwortlich.
Entsprechend kann man in der Psychotherapie (wie ich sie genannt habe) eine Täter-Therapie und einer Opfer-Therapie unterschieden. In der Täter-Therapie konfrontiert man den Patienten, destabilisiert ihn, setzt ihn unter Druck, seine Störungen aufzugeben. In der Opfer-Therapie begegnet man dem Patienten mit Freundlichkeit, Unterstützung, Verständnis, um seine Traumata zu heilen und ihm den Raum für eine Gesundwerdung zu geben.
Diese Unterscheidung ist von großer Wichtigkeit in der Theorie und Praxis der Psychotherapie. Als ich seinerzeit meine ersten Arbeiten zu diesem Thema schrieb, gab es wenig Literatur zu dem Thema. Und nirgends wurde das Thema begrifflich und theoretisch so klar gefasst wie in meinen Arbeiten. Später erschienen mehr Untersuchungen zu dem Thema insbesondere von Alice Miller. Aber ich kann sagen, dass meine Schriften von damals auch heute noch aktuell und keineswegs überholt sind.
Allerdings kann man das Thema Täter-Opfer (unabhängig von der Kriminologie) auch noch weiter fassen, viel weiter:
Es geht generell um die Frage: Wenn man an Krankheiten oder psychischen Problemen leidet, wenn man keinen Erfolg hat oder generell sich schlecht fühlt, ist man dann Oper dieses Unglücks? Oder ist man Täter, d. h. schafft man sich sein Unglück selbst?
Noch allgemeiner: Gestalten wir unser Leben selbst? Ist jeder allein für sich selbst verantwortlich? Das sagt die Täter-Theorie.
Oder entscheiden das Schicksal, die Gesellschaft oder auch die Gene über uns? Über Glück und Unglück? Das ist die Auffassung der Opfer-Theorie.
Ich fasse hier verschiedene Texte von mir über dieses Thema zusammen und kommentiere es neu. Teil sind es Texte, die hier direkt zu lesen sind, andere Texte werden als PDF-Dateien eingestellt.
Im Einzelnen sind das folgende Texte:
1) Täter-Theorie und Opfer-Theorie, speziell auf das Thema Ärger bezogen. (unten zu lesen)
2) Analyse von Büchern über die Psychosomatische Klinik Bad Herrenalb, die früher einer der bekanntesten Vertreter einer täter-orientierten Psychotherapie war. (unten zu lesen)
3) Schreitherapie nach Casriel (PDF)
Die Schreitherapie nach Dan Casriel, auch New-Identity-Process genannt, ist eine deutlich täter-theoretische Psychotherapie, sie war der Haupttherapieansatz in der Psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb.
4) Verantwortung in der Psychotherapie (PDF)
Eine ausführliche theoretische und praktische Analyse der Täter-Therapie versus Opfer-Therapie.
5) Täter-Opfer-Therapie (PDF)
Eine gründliche Studie, die etwas populärer geschrieben ist als der Text „Verantwortung in der Psychotherapie“.
6) Kommunikationstherapie nach Watzlawick (PDF) Die Kommunikationstherapie nach Paul Watzlawick ist eine weitgehnd täter-orientierte Therapie, in der es vielfach darum geht, den Klientenbzw. Patienten "auszutricksen". 7) Machen wir uns selbst unglücklich? (PDF)
Meine ausführlichste Abhandlung zu diesem Thema, nämlich als Buch, konzipiert als Replik auf Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“, einer der Bibeln der Täter-Theorie.
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Täter- und Opfer-Theorie, speziell auf das Thema Ärger bezogen
ICH ärgere mich über den Regen. – DER REGEN ärgert mich.
Merken Sie den Unterschied zwischen diesen beiden Aussagen? Auf den ersten Blick scheinen sie zwar dasselbe auszudrücken.
- Aber im ersten Fall bin ich der Handelnde, gewissermaßen der "Täter".
- Im zweiten Fall handelt etwas anderes, der Regen. Ich bin das "Opfer".
Einmal bin ich aktiv, das andere Mal passiv - wie das auch sehr schön die gleichnamigen grammatischen Kategorien bezeichnen.
Anstelle des Regens kann man natürlich alles Mögliche einsetzen: Das defekte Auto ärgert mich, die fallenden Aktienkurse ärgern mich, der unfreundliche Nachbar ärgert mich, du ärgerst mich, sogar die ganze Welt ärgert mich. - Und: mein Ärger ärgert mich.
Was stimmt denn nun? Mache ich meine Wut gewissermaßen selbst? Oder wird sie von einer anderen Person oder überhaupt etwas anderem hervorgebracht? Sicherlich, die Wut entsteht in mir, insofern bin ich ihr "Vater". Aber dies wäre als Gesamtantwort doch zu simpel. Entscheidend bleibt: Wird man zornig aus Gründen, die in einem selbst liegen, oder aufgrund äußerer Ursachen? Noch einmal anders: Wir hatten gesehen, dass man wütend wird, wenn bestimmte Bedürfnisse und Erwartungen nicht erfüllt werden, weil sie eben mit der Realität nicht übereinstimmen.
Was ist aber falsch? Mein Wunsch - oder die Welt?
Es gibt hier zwei verschiedene Auffassungen. Ich benenne sie wie folgt:
Nach der Täter-Theorie bewirke ich selbst meinen Zorn, nach der Opfer-Theorie tut das vor allem die Umwelt. Diese beiden Theorien gehen allerdings weit über das Phänomen Zorn hinaus. Nach der Täter-Theorie liegt es insgesamt an mir, ob ich zufrieden oder unzufrieden, ja sogar ob ich körperlich gesund oder krank bin. Nach der Opfer-Theorie liegt es vor allem an der Umwelt, ob ich glücklich oder unglücklich, bei guter Gesundheit oder kränkelnd bin. Zunächst zur Täter-Theorie:
· TÄTER-THEORIE
Für die gilt: Jeder ist seines Ärgers Schmied, so wie jeder seines Glückes Schmied ist.
Ich bin der „Täter“. Es liegt an mir selbst, an meinem Ich, wenn ich mich ärgere, grolle und schmolle. Es ist meine Verantwortung - in doppelter Hinsicht:
- Ich habe Fehler gemacht, durch negatives Denken oder negatives Handeln die Ärgernisse verursacht, über die ich mich zu Recht ärgere. Z. B. durch Unvorsichtigkeit, Nachlässigkeit, Bequemlichkeit. Durch unfreundliches, arrogantes, provozierendes Verhalten. Oder durch Pflege von Pessimismus und Negativismus, die dann zu Misserfolgen führten. Die Fehlermöglichkeiten sind unbegrenzt ...
- Ich habe zu anspruchsvolle Wünsche, Riesenerwartungen, die gar nicht erfüllt werden können. Ich will alles, und das sofort - aber Wunder dauern etwas länger. Oder ich interpretiere ein ganz harmloses Geschehen als großes Ärgernis: Die Mücke an der Wand wird für mich zum Elefanten. Hier mein Zorn unberechtigt, es besteht gar kein echtes Ärgernis. Aber nach Auffassung der Ich-Theorie suchen viele Menschen (und sei es unterbewusst) gerade Ärger, wollen sich aufregen.
Nach der Täter-Theorie gilt also: Ich ärgere mich (selbst). Und damit letztlich auch: Ich ärgere mich über mich (selbst), als den eigentlichen - direkten oder indirekten - Verursacher meiner Wut. Was mir allerdings nicht bewusst sein muss.
· OPFER-THEORIE
Die zweite Auffassung sagt das Umgekehrte: Wenn einer zornig ist, dann hat ihn etwas anderes - Fremdes - erzürnt. Er ist „Opfer“ der Umstände, die ihn zornig machten bzw. Opfer seines Zorns, wieder in doppelter Sicht:
- Es ist die Umwelt, das schlechte Wetter, das kaputte Fernsehen, der unfreundliche Chef usw. usw., die jemand ärgerlich stimmen. Er reagiert nur notgedrungen auf eine Störung, eine Provokation oder einen Stress. Zwar hat er vielleicht auch selbst Fehler gemacht, aber unter dem Einfluss seiner negativen Kindheit oder ungünstiger Erbanlagen. Es ist nicht seine Verantwortung.
- Seine Wünsche sowie sein Ärger über deren Nichterfüllung sind berechtigt und nicht maßlos. Die Welt oder die Gesellschaft oder bestimmte Verhältnisse sind eben oft frustrierend.
Hat nun die Täter-Theorie oder die Opfer-Theorie recht?
Die erste Antwort ist: beide - oder beide nicht.
Wut wird erstens sowohl von unserem Ich wie von Umwelt-Faktoren beeinflusst. Es ist unsinnig, den Einfluss der Umwelt ganz zu leugnen. Natürlich gibt es ärgerliche Ereignisse, für die wir nichts können, die nicht auf unseren Fehlern beruhen. Wenn wir drei Wochen in Urlaub fahren und es regnet die ganzen drei Wochen, dann ist das einfach „verdammt“ ärgerlich. Es gibt zwar Vertreter einer extremen, esoterischen Täter-Theorie die behaupten: „Alles, was man erlebt, hat man selbst verursacht. Jeder schafft sich seine Welt selbst.“ Aber das ist schon logisch unmöglich, hier liegt ein irrationales, letztlich magisches Denken vor. Außerdem besteht dabei die Gefahr, dass Menschen für ihre Probleme oder Krankheiten noch moralisch verurteilt und als schuldig dargestellt werden. Ähnliche Vorstellungen gibt oder gab es in traditionellen Religionen, in denen man Krankheiten als Strafe Gottes ansah.
Andererseits bringt es auch nichts, alle eigenen Probleme und allen Ärger auf die Umwelt zu schieben. Wenn man zu schnell fährt, geblitzt wird und sich darüber ärgert, nützt es wenig, die Polizei für den Ärger verantwortlich zu machen. Überhaupt hat das Ich ja einen gewissen Einfluss auf die Umwelt. Wenn ich mich ständig über meinen unfreundlichen Chef ärgere, kann ich notfalls den Job wechseln (obwohl das natürlich nicht immer einfach ist).
Damit kommen wir zum zweiten Punkt, der Freiheit des Ich. Auch wenn man einräumt, dass unser Ich selbst Ärgernisse mitverursacht, durch Fehler oder zu hohe Erwartungen: Ist unser Ich nicht bestimmt durch die genetische Anlage, körperliche Prozesse und unsere früheren Erfahrungen, vor allem Kindheitserfahrungen? Kann das Ich also überhaupt etwas für sein Fehlverhalten?
Die Täter-Theorie lehnt diesen Gesichtspunkt ab. Sie sagt, unser Ich ist frei, sich zu entscheiden, wie es will, und sei daher auch total selbst verantwortlich. Esoterische Anhänger der Lehre von der Wiedergeburt (Reinkarnation) behaupten sogar: Jemand hat sich seine Eltern selbst ausgesucht bzw. durch seine Taten in früheren Leben (Karma) herangezogen. Er soll daher auch für schlimme Kindheitserfahrungen die Verantwortung tragen.
Dagegen sagt die Opfer-Theorie: Unser Ich wird von verschiedenen Faktoren geprägt. Wer z. B. eine schreckliche Kindheit erlebt hat, wer von seinen Eltern unterdrückt wurde, der ärgert sich automatisch, er kann nicht anders. Schon gar nicht ist jemand für seine Gene verantwortlich.
Hier ist auch der Faktor Schicksal zu nennen. Für die Täter-Theorie gibt es kein Schicksal und keinen Zufall. „Glück“ hat nur der Tüchtige. Aber kann es nicht ein schweres Schicksal geben, das einem Menschen einen Schicksalsschlag nach dem anderen zumutet? Schon die griechische Tragödie beschäftigt sich mit dem Schicksal, etwa dem Sisyphos, der verdammt war, einen schweren Stein auf einen Berg zu rollen, von wo er immer wieder herunterrollte. Auch im Buch Hiob des alten Testamentes wird dieses Thema aufgegriffen, Hiob wird von den „Hiobsbotschaften“ (Unglücksbotschaften) heimgesucht. Und in harmloser Weise mag jemand ein Pechvogel sein, ein Unglücksrabe, dem immer wieder Ärgerliches zustößt. Umgekehrt lehrt das Sprichwort: Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln. Soll heißen, wenn jemand ein Glückspilz ist, dann beweist das keinesfalls besondere Fähigkeiten.
Auch bezüglich der Freiheit des Ich sind die extreme Täter- wie Opfer-Theorie falsch.
Selbstverständlich ist unser Ich nicht völlig frei in seinen Wünschen und Entscheidungen und Handlungen. Es bedeutet eine narzisstische Selbstüberschätzung, geradezu einen Größenwahn, das anzunehmen.
Andererseits ist es auch falsch, unser Ich nur als ein Produkt aus Anlage und Umwelt zu sehen und jegliche Willens- bzw. Handlungsfreiheit zu verneinen. Sondern wir sollten uns schon einen Handlungsfreiraum und damit auch eine gewisse Verantwortlichkeit zusprechen. (Das gilt allerdings nicht für kleine Kinder oder für geistig schwer erkrankte Menschen.)
Insofern ist eine Ganzheits-Theorie angemessen, die beide Seiten berücksichtigt.
- Wut ist sowohl von der Umwelt als auch von unserem Ich bestimmt.
- Und unser Ich ist einerseits für seine Handlungen und Entscheidungen verantwortlich, andererseits wird unser Ich von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die es größtenteils nicht steuern kann. Diese Abhängigkeiten sind auch bei der Praxis zu berücksichtigen. Die Täter-Theorie wirft der Opfer-Theorie vor, sie verführe zur Passivität, da Menschen sich als Opfer sehen und nichts gegen Ärger unternehmen würden. Aber das ist nicht zwangsläufig. Auch wenn man sich als Opfer von Ärgernissen sieht, kann man doch versuchen, diese Ärgernisse soweit möglich auszuräumen.
Umgekehrt kann die Täter-Theorie zu einem überzogenen Aktivismus führen, als ob man allen Ärger selbst überwinden könnte.
Im Folgenden sollen die verschiedenen Ursachen genauer erläutert werden. Auf die Ich-Ursachen, wie sie die Täter-Theorie herausstellt, wird hier nur kurz eingegangen, weil sie im Praxis-Teil noch im Einzelnen diskutiert werden.
ICH-URSACHEN FÜR ÄRGER
- Festhalten an alten Gefühlsmustern / z. B. wie ein Wut-Automat
- Sich reinsteigern in die Wut / z. B. bei jeder Kleinigkeit aufregen
- Positive Gefühle wegdrängen / z. B. seine Freude nicht ernst nehmen
- Maßlose, perfektionistische Wünsche, die scheitern müssen /
z. B. immer Erfolg zu haben
- Widersprüchliche Wünsche, die nicht beide erfüllbar sind /
z. B. Karriere + Faulheit
- Destruktive Wünsche, die neuen Ärger bringen / z. B. Rachewünsche
- Negativismus: immer Ärger erwarten / z. B. allen misstrauen
- Übertreibung / z. B. aus einer Mücke einen Elefanten machen - Selektive Wahrnehmung / z. B. nur das Ärgerliche sehen
- Provokation / z. B. sich über andere lustig machen
- Selbstbeschädigung / z. B. sich vor anderen schlecht machen
- Misserfolg suchen / z. B. die eigene Arbeit sabotieren
- Den Körper stressen / z. B. durch Nikotin, Alkohol, Drogen
- Den Körper überfordern / z. B. durch Hochleistungssport
- Den Körper unterfordern / z. B. durch Bewegungsmangel
Die anderen Ursachen für Ärger werden in anderen Texten besprochen.
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Therapie in der Psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb
Der Text ist im Präsens geschrieben, denn er beschreibt die Klinik
zum Zeitpunkt der Niederschrift, in den 70er Jahren.
Heute gibt es die Klinik nicht mehr. Der damalige Klinikleiter Walther Lechler
war bis 1988 dort Chefarzt, er ist 2013 verstorben.
Zwar gibt es eine noch eine psychosomatische Klinik in Bad Herrenalb,
die Celenus Klinik, aber sie hat nur wenig mit der ursprünglichen Klinik zu tun.
Dennoch hat das Herrenalber Modell der alten Klinik weiterhin Einfluss auf
psychosomatische Kliniken, und es lohnt daher auch heute noch,
diese Beschreibung der ursprünglichen psychosomatischen Klinik
zu veröffentlichen bzw. zu lesen, gerade zur Demonstration einer
täter-theoretischen Psychotherapie.
Die Klinik in Bad Herrenalb ist recht bekannt, sogar über Deutsch- Schwerpunkt der Therapie ist die Behandlung von Süchtigen, besonders Die Herrenalber Therapie basiert vor allem auf der Schreitherapie Obwohl in Herrenalb viel Wert auf positive Zuwendung gelegt wird, Ich beginne mit Auszügen aus dem Buch "Umarmen möchte ich dich" von Ich will betonen, dass Luise HABEL ihre Therapie überwiegend positiv - manchmal vielleicht ganz ungewollt und jedenfalls schnell, ge- Ich möchte zunächst einige Zitate bringen, die zeigen, wie die Dies bedeutet im konkreten Fall vor allem, dass sie die Autorin "Ein tägliches Ärgernis war, dass ich mir mein Essen nicht selbst 'ok' und fragte den nächsten. Weitere Ablehnungsgründe waren, ich Einmal spricht die Patientin in der Vollversammlung darüber, wie "Was musste ich mir da alles anhören: Ich sei nur zu faul - ich Mancher Gast wollte mit Behinderung nichts zu tun haben. Mein An- Zuweilen musste sie sich unglaubliche Diskriminierungen gefallen In einer emotionalen Gruppe schrie mich ein junger Mann an: 'Dich würde ich am liebsten mitsamt deinem Rollstuhl auf die Müll- Als die Patientin sich dagegen zur Wehr setzt, fordert dies den Über die sogenannten Komiteesitzungen der Patienten schreibt sie: "Zu meiner Zeit habe ich Komiteesitzungen oftmals wie einen Volks- Und wenig später bestätigt sie noch einmal: "Zu meiner Zeit hatten sich einige Gäste sehr zu Richtern ent- (52) Aber nicht nur von den Mitpatienten sondern auch von den Therapeu- "Es fing alles ganz harmlos an. Wir saßen im Kreis auf Matten und Gottfried, unser Therapeut, schlug vor, ich solle einmal einmal ganz abgesehen. Außerdem sah ich keinen Sinn darin . Die Gruppe war mit meiner Ablehnung unzufrieden. Sie fand, es Der Therapeut verfällt daraufhin auf die kindische Idee, den "Schade fand ich, dass unser Verhältnis von da ab gestört war. Ich Erst nach Wochen ist der Therapeut wieder bereit, der Patientin Luise HABEL berichtet dann von einer weiteren Auseinandersetzung "Dorthin zu müssen machte den meisten Gästen große Angst. Auch mir
Die Autorin berichtet weiter: "Es ging darum, dass ich auf ein Marathon mitsollte (ein Marathon ist eine mehrtägige Intensivtherapie, in einer „Hütte“. Ich hatte mir am Tag zuvor die Hütte angesehen und gefunden, dass die äußeren sich Gedanken machte über meine tatsächliche Situation. Ihre Ar- Darüber kommt es auch noch zu einer Auseinandersetzung mit dem "In der Vollversammlung am nächsten Tag warst Du mit meiner Absage, Immer wieder zeigt es sich, dass die Patientin nicht nur ohne Ver- "Wenn ich bitte, heißt es, ich bettle. Sage ich bestimmter, was ich Was immer die Patientin in dieser Situation tut, sie wird angegriffen. Es müssen hier nun zwei Dinge unterschieden werden. Zum einen ge- Trotz all der negativen Erfahrung, dies sei noch einmal betont, hält Luise HABEL daran fest, dass sie sehr profitiert habe von der die sie überfallen, so dass sich fragt, ob die gewisse Zufriedenheit Auch ist offensichtlich, dass Frau HABEL Ängste hat, sich zu kri- "Johannes, ich hoffe, diese Ausführungen ärgern Dich nicht." (105) Manches klingt auch einfach wie eine Rationalisierung. So schreibt „Mir haben die Auseinandersetzungen mit Werner nicht geschadet. Im Bemäntelt die Patientin hier nicht vielleicht nur die Enttäuschung, Wie die Patientin an verschiedenen Stellen berichtet, war sie ge- in der zwar sicherlich auch viele positive, bestätigende Erlebnisse Manchmal hat man den Eindruck, als ob sie jetzt selbst auch anderen Sie wurde zunehmend aggressiver gegen mich. Ich war nicht mehr die Es mag ja sein, dass Frau HABEL Recht damit hat, dass ihre Bekannte in gewisser Weise an ihrer Unglücklichkeit festhält. Aber die Art und Weise, wie sie dies schildert, erinnert eben doch sehr an den umso schwerer. Um das Therapiekonzept der Psychosomatischen Klinik in Bad Herrenalb "Zum anderen darf die Psychosomatische Klinik kein Schonklima zur In einem anderen Aufsatz beschreibt STAUSS den Unterschied bei der "In der sogenannten Symptomebene wird die Symptomaufgabe gefordert. Zu den psychosomatischen Störungen schreibt STAUSS: "Bei der Behandlung dieser Störungen verlangen wir statt der Symptom- Es ist an dieser Stelle nicht möglich, das gesamte Behandlungspro- Erfolg führen würde und gibt entsprechende Falldarstellungen. Sehr viel realistischer erscheint mir da aber der zuvor geschil- Nur an wenigen Stellen ist hinter der glatten Fassade der Aufsätze "In dem fünf jährigen Bestehen dieses Modells hat die Klinik viele Wir hätten schon oft aufgegeben, wenn wir nicht immer wieder eines Ich möchte nun ein weiteres Buch heranziehen, das einerseits einen Auch Jaqueline LAIR betrachtet ihre Therapie als erfolgreich, sonst würde sie natürlich auch ein solches Buch kaum veröffentlichen. Allerdings gab Wenn auch nicht so krasse wie bei Luise HABEL. Z. B. berichtet sie vom Verhalten des Therapeuten Peter, nachdem "'Ich habe gerade mit Jeff gesprochen', sage ich mit einem breiten 'Du hast gesagt, du würdest keinen Anruf entgegennehmen!' Peters Problematisches berichtet sie auch aus einer Gruppe mit Walter. "'Jackie, steh auf, geh zu jedem einzelnen hin, schau ihm in die fast eine Gänsehaut, als ich ihr in die Augen schauen muss. 'Bitte, hab mich lieb.' Jetzt ist Hans an der Reihe. Ich möchte Er ist ganz ernst. 'Bitte, hab mich lieb.' Ich könnte heulen, weiß aber nicht, ob es Wut ist, oder ob es die Worte sind, die ich sage. 'Bitte, hab mich lieb.' Die hübsche junge Frau ist dran
Allerdings hat man bei dieser Patientin noch stärker als bei Luise HABEL den Eindruck, dass sie sich sehr stark anpasst, sehr "Ich habe mich niemals hilflos gefühlt. Ich habe immer gewusst, dass Ich brauchte Beruhigungsmittel und Antidepressiva, um mich vor dem Ich bin hier in einer Klinik in Westdeutschland und muss Bilanz Es verwundert nicht, dass Jaqueline LAIR so bereitwillig alle Ver- Walter LECHLER schreibt: "In unserer Klinik legen wir den Gästen Fragebögen vor und fordern So werden natürlich unkritische Patienten herangezüchtet, die zu Walter LECHLER legt in diesem Buch kein systematisches "Wir gestalten selbst die Welt, in der wir leben. Einmal sprang ein warf seine Arme in die Luft und sagte, 'Jetzt wird mit alles klar.
Hier wird noch einmal ganz klar die Täter-theoretische Position Allerdings geht LECHLER nicht so weit, auch ein Kind für die Ent- "Das Erlebnis war anfangs die Ursache für die Fassade, aber dann wurde Für Walter LECHLER gibt es in dem Sinne keine Krankheit. „Wenn wir in unserer Vorstellung Krankheiten erfinden, haben wir die „In unserer Klinik schaffen wir keine Probleme aus der Welt. Die Leute, die zu uns kommen, müssen einsehen, dass sie sich selbst von der fixen Idee lösen müssen, dass sie Probleme haben. Was sie umbringt, nur erdenklichen Hilfen, die sie brauchen, um sich auf diesem neuen Eine eigentliche Therapie ist dann aber nicht erforderlich, denn: „Alles, was wir für unsere Gesundung brauchen, liegt in uns selbst und wartet darauf, von uns entdeckt zu werden. In unserer Klinik be- Alle unsere Gäste wissen schon längst, was wir sie lehren; sie sind LECHLER betont die Wichtigkeit eines "Als ob"-Verhaltens. "Nun ist die Frage: Wie machen wir Liebe zu unserem Sein, un- Es ist interessant zu sehen, dass dieses "Als ob-Verhalten", das Realistischer ist die Darstellung von STAUSS. Er beschreibt das Bei Jaqueline LAIR dagegen gewinnt man den Eindruck, das "Als Als letzten Punkt der Analyse von Walter LECHLER's Ausführungen "Wenn wir schlafen, wenn wir lebende Leichen sind, können wir "In jedem von uns gibt es Gebiete, die gefühl- und energielos ge- Vor allem in der sogenannten Bibelstunde, in der LECHLER die Bibel in höchst eigenwilliger Weise therapeutisch aus- "Nach meiner Glaubensüberzeugung ist Gott Gesundheit, Glück; Eine gewisse Gläubigkeit gilt gewissermaßen als Voraussetzung Das bestätigt auch Jaqueline LAIR. Sie schreibt: "Wir müssen an eine Macht außerhalb von uns glauben ... Nun hat Entsprechend wird dann auch von Luise HABEL sowie Jaqueline LAIR Hier ist wirklich herauszustreichen: Dass eine solche religiöse In- |
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